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Panorama: Das Leben ist ein großer Zirkus

Tom Cruise und Katie Holmes heiraten in Bracciano bei Rom. Denken alle. Na, dann wird es ja stimmen

Die Brautleute spielen Verstecken. Kein Normalsterblicher soll kostenlos mitkriegen, was die beiden exklusiv an große Magazine verkaufen wollen. Die Zeitungen sind sich schon darin uneinig, auf welchem der beiden römischen Flughäfen Tom Cruise und Katie Holmes gelandet sein sollen, und die Fans, die sich in Rom regelmäßig vor dem Nobelhotel Hassler versammeln, gehen leer aus. Es ist eine „Mission impossible“, einen Tom Cruise durchs Fenster zu sehen; und wenn die Herrschaften zum Essen schreiten, ins Restaurant „Il Bolognese“ um die Ecke, dann werden sie vermutlich durch die zahlreichen unterirdischen Gänge dieser Stadt gelotst. Sofern die beiden überhaupt da sind. Aber das vermuten wir jetzt einmal, weil es alle vermuten.

Weil Tom Cruise ein Gewohnheitsmensch ist, zum Beispiel: Auch seinen zwei früheren Ehefrauen – Mimi Rogers und Nicole Kidman – soll er im „Hassler“, an der so romantischen Spanischen Treppe, die Ewige Treue versprochen haben. Außerdem war in einem nicht minder romantischen Schloss nördlich von Rom während der vergangenen Wochen eine rege Geschäftigkeit zu beobachten: Das 550 Jahre alte Kastell mit Panoramablick über den See von Bracciano bereitete sich offenbar auf ein Großereignis vor.

Am Donnerstag, besagen die Gerüchte, soll die Party beginnen, drei Tage soll sie dauern. 200 bis 500 illustre Gäste aus Hollywood werden erwartet; die meisten, so spekulieren Zeitungen, könnten in John Travoltas Privat-Boeing aus Beverly Hills anreisen. Steven Spielberg steht auf der Liste, Brad Pitt und Angelina Jolie, George Clooney, Russell Crowe, außerdem Mr. and Mrs. Beckham. Giorgio Armani hat Braut und Bräutigam in wechselnde Farben und Formen gekleidet; der Startenor Andrea Bocelli soll ein „Ave Maria“ singen.

Das ist aber auch schon – neben der Braut – die einzige katholische Zutat zum Fest. Tom Cruise bekennt sich zu Scientology, und auf die ersten Pressespekulationen, es werde im Schloss von Bracciano wohl eine „ökumenische“ Trauung geben, haben katholische Bischöfe voller Empörung den Kopf geschüttelt. Der Ortspfarrer hat sogar ein Manifest an seine Kirchentür genagelt: Mit dieser Hochzeit habe er nichts zu tun; es finde „keinerlei religiöse Zeremonie“ statt. Weil auch keine italienische Ziviltrauung geplant ist, wird die Feier wohl auf scientologisch ablaufen. In diesem Rahmen – so wird vermutet – sollte der Bräutigam seiner Auserwählten drei symbolische Geschenke überreichen: Kamm, Kasserolle, Katze – die Rolle der Frau wird demnach wieder einmal durch drei „K“ bestimmt.

Genau gemessen aber steht die 28-jährige Katie Holmes über ihrem 16 Jahre älteren Erst-Ehemann. Sie ist fünf Zentimeter größer als er. Die Familie aber kriegt sie als Hochzeitsgeschenk geliefert: Zusätzlich zur gemeinsamen Tochter Suri, sieben Monate jung, bekommt sie offenbar die beiden Adoptivkinder aus Cruise’s Ehe mit Nicole Kidman.

Das wehrhafte Kastell von Bracciano übrigens – fünfeckig, fünf Türme, zinnenbekrönt – war schon mehrfach Schauplatz für spektakuläre Hochzeiten, ohne dass der Fortbestand der Ehe damit automatisch garantiert gewesen wäre.

In Bracciano heirateten beispielsweise Eros Ramazotti und Michelle Hunziker. Im damaligen Papstschloss heirateten 1560 auch ein gewisser Paolo Giordano und die Medici-Tochter Isabella. Letztere wurde 16 Jahre später von ihrem Ehemann eigenhändig erwürgt, angeblich wegen Untreue. Demgegenüber nehmen sich die fünf Millionen Dollar, die sich Tom und Katie im Fall eines Seitensprungs während der ersten zwölf Ehemonate gegenseitig versprochen haben sollen, als milde Strafe aus.

Braccianos Bürgermeisterin Patrizia Riccioni ist zwar derzeit nicht zu sprechen, aber es heißt, es gebe derzeit schon Überlegungen, dem Brautpaar die Ehrenbürgerschaft anzutragen. „Für unsere Stadt und unseren See ist das ein großer Gewinn“, sagt Riccionis Sprecherin. Das lässt merkwürdige Erinnerungen an die Posse von Cernobbio am Comer See vor einigen Wochen aufkommen, wo Brad Pitt und Angelina Jolie angeblich heiraten wollten. Meinte doch die Bürgermeisterin Simona Saladini damals: „Wir sind in die Träume der Amerikaner eingegangen. Selbst die „New York Times“ hat über unseren Ort geschrieben.“ Einziger Haken: Die „Traumhochzeit“ fand gar nicht statt.

Aber das wird in Bracciano bestimmt ganz anders sein.

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