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Panorama: Das rosarote Jawort

HAMBURG .Ein ungewöhnlicher Vormittag für das Standesamt im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel.

HAMBURG .Ein ungewöhnlicher Vormittag für das Standesamt im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel.Zahlreiche Kameraleute fuhren am Donnerstag vor, Reporter machten ihre Mikrophone einsatzbereit und Zeitungsjournalisten zückten Bleistift und Papier.Hier "heirateten" sieben gleichgeschlechtliche Paare, vier Schwulen- und drei Lesbenpaare.Es sind bundesweit die ersten homosexuellen Partnerschaften, die staatlich abgesegnet worden sind - allerdings ohne rechtliche Konsequenzen.

Trotz des großen Medienaufgebots und vieler Zuschauer ging es unter den Heiratslustigen eher zurückhaltend und vor allem gutbürgerlich zu.Einige der Frauen und Männer trugen kleine Blumensträuße in der Hand, andere Maiglöckchen am Revers.Einige kamen im feinen Tuch, andere eher leger gekleidet.Die Stimmung war gut, man lag sich in den Armen, freute sich mit Freunden und Bekannten.Auch Verwandtschaft hatte sich eingefunden.Ob es für sie nicht etwas ungemütlich sei, ihre lesbische Tochter an diesem Tag zu begleiten, wurde ein älteres Ehepaar gefragt."Nein, überhaupt nicht ", versicherten die beiden.Das, was an diesem Tag geschehe, sei doch eigentlich etwas ganz Normales.Unter den Gästen war auch Hamburgs Zweite Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin Christa Sager (Die Grünen), die auch für die Gleichstellung der Geschlechter zuständig ist.Auch sie gut gelaunt, weil sie in diesen ersten "Eintragungen", wie der offizielle Terminus für den amtlichen Vereinigungsakt lautet, auch einen politischen Erfolg sieht.Sie fühle sich "als eine Art Schwiegermutter für die Paare" und sei deshalb auch ein wenig gerührt.

Im Saal, wo die Eintragungen feierlich vorgenommen wurden, waren Kameras nicht zugelassen, aber schreibendes Medienvolk durfte sich diskret im Hintergrund aufhalten.Neugierige linsten von draußen durch die hohen Glasscheiben.Die Zeremonie verlief nicht wesentlich anders als sonst bei standesamtlichen Trauungen.Die Paare müssen versichern, daß sie eine dauerhafte Beziehung eingehen und füreinander einstehen wollen.Ein Chor junger Frauen mit rosaroten Brillen sang ein amerikanisches Lied, in dem das Wort Liebe besonders häufig vorkam.Der Standesbeamte Rolf Paschen ging auch auf die bundesweite Bedeutung des Ereignisses ein.Die Gesetzgeber forderte er auf, es nicht bei Symbolen zu belassen.An Ärzte, Richter und Vermieter richtete Paschen die Aufforderung, homosexuelle Paare nicht länger so zu behandeln, als lebten sie getrennt.Später einer der Beteiligten: "Er hat die richtigen Worte gefunden." Allen Beteiligten war klar, daß die Eintragung in das Partnerschaftsbuch, daß diese "Hamburger Ehe" noch längst nicht die Gleichrangigkeit mit der Ehe zwischen Frau und Mann bedeutet.Denn aus der Eintragung auf einem Hamburger Standesamt ergeben sich für Schwule und Lesben keinerlei Rechte oder Pflichten, was Bedeutung für Steuer- oder Erbrecht hat.Hier geht es um Rechtsfragen, die auf der Bundesebene geregelt werden müssen.Sager spricht deshalb von einem Signal, das von Hamburg ausgehen solle.Im vergangenen April hatte die Bürgerschaft für die "Hamburger Ehe" grünes Licht gegeben.Homosexuelle Partnerschaften finden eben in der Gesellschaft wachsende Akzeptanz, wie die Senatorin betonte.

KARSTEN PLOG

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