zum Hauptinhalt

Panorama: Das Schlimmste ist vorbei

Die Bewohner der Hochwassergebiete atmen auf – doch noch immer droht Gefahr durch schwache Deiche

Hamburg (dpa). Die aufgeweichten Elb-Deiche in Norddeutschland haben der Jahrhundertflut am Samstag zunächst widerstanden, mussten aber rund um die Uhr von unermüdlichen Helfern verteidigt werden.

„Es gibt ein erstes Durchatmen, das wir auch nutzen, um unsere Kräfte neu zu strukturieren“, sagte Joachim Müller vom Krisenstab Ludwigslust. Allerdings bedrohte Sickerwasser einige Schutzwälle in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg.

Der Kampf gegen die gewaltigen Wassermassen im Wörlitzer Winkel bleibt dramatisch. Während anderswo in Sachsen-Anhalt schon aufgeräumt wird, kommen die Einsatzkräfte zwischen Dessau und Wittenberg nicht zur Ruhe. Jenseits der Deiche und Ortschaften drängen weiter gewaltige Wassermassen auf das Land zu. Auf der anderen Seite versuchen seit Tagen hunderte Einsatzkräfte aus ganz Deutschland und tausende Freiwillige, die Region vor einem weiteren Deichbruch zu schützen. „Wenn draußen ein Auto drei Mal hupt, geht es zum Sandsack-Füllen“, sagt ein Wörlitzer.

Bitterfeld wird noch für Tage vom Hochwasser des früheren Tagebausees Goitzsche bedroht. Am Freitag war mit dem Bau eines Kanals zum Abfluss des Goitzsche-Wassers zurück in den Fluss Mulde begonnen. Die Arbeiten sollen bis Dienstag dauern.

Rund um Lauenburg in Schleswig-Holstein war die Lage stabil. Zehn zusätzliche Deichläufer sollten jedoch den unsicheren Deich östlich von Lauenburg beobachten. Auch in Hamburg ist die Situation entspannt. Noch bis zu 30 000 Menschen waren von Evakuierungen betroffen. Die Flut hat 20 Menschen das Leben gekostet.

Ali spendet Boxhandschuhe

Muhammad Ali hat die Opfer der Hochwasserkatastrophe ermutigt, „jetzt die Hoffnungen nicht aufzugeben. Die Geschichte lehrt uns, dass wir mit tiefem Vertrauen und starkem Herzen fast jede Herausforderung bewältigen können“, heißt es in einem Statement des früheren Schwergewichts-Weltmeisters. Zugleich schickte Ali von seinem Wohnsitz in Berrien Springs (US-Bundesstaat Michigan) ein besonders wertvolles Paar Boxhandschuhe nach Leipzig, was seinem Wunsch entsprechend zu Gunsten der Hochwassergeschädigten in der Kreisstadt Riesa versteigert werden soll. Einen Boxhandschuh signierte er selbst, auf dem anderen unterschrieb Max Schmeling. „Den Handschuh von Max habe ich jahrelang gehütet wie meinen Augapfel.“

Von der nach einem Rückgang des Elbhochwassers einsetzenden Mückenplage in den Überflutungsgebieten geht nach Expertenmeinung keine gesundheitliche Gefährdung aus. Die in den Elbregionen auftauchenden Mückenschwärme seien zwar „lästig, aber ungefährlich“, sagte Susanne Geldmacher vom Berliner Robert-Koch-Institut.

Die Flut-Katastrophe wirkt sich nach Ansicht des Magdeburger Psychologen Volker Linneweber eher positiv auf die Stimmung der Menschen aus. „Die Leute sind in einer Krise zusammengerückt und haben gemeinsam eine dramatische Situation gemeistert“, sagte der Professor der Magdeburger Otto-von-Guericke- Universität am Samstag der dpa. „Diese Erfahrung wiegt wahrscheinlich schwerer als das Gefühl: Wir sind mal wieder die Gebeutelten.“    Positiv wirke sich auch die gegenseitige Solidarität aus.

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false