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Isabel Rothe, Präsidentin der Bundesanstalt für Arbeitsschutz, kennt die Rechte und Pflichten von Auszubildenden.

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das-tut-man-nicht.de: Als Azubi Kaffee kochen - muss ich das tun?

Täglich Kaffee kochen und den Spott des Meisters über sich ergehen lassen - muss ein Lehrling all das mitmachen? Darauf antwortet die Präsidentin der Bundesanstalt für Arbeitsschutz, Isabel Rothe.

FRAGE:

Ich mache gerade eine Tischlerlehre und ärgere mich darüber, dass ich in meinem Ausbildungsbetrieb täglich zu spüren bekomme, dass ich hierarchisch ganz unten stehe. Ich weiß, dass „Lehrjahre keine Herrenjahre“ sind, aber muss ich wirklich täglich Kaffee für den Meister kochen und blöde Witze über mich ergehen lassen, weil nicht alles auf Anhieb klappt? Tut man das?

ISABEL ROTHE ANTWORTET:

Nein, auf keinen Fall. Laut § 14 Absatz 2 des Berufsbildungsgesetzes dürfen Auszubildenden „nur Aufgaben übertragen werden, die dem Ausbildungszweck dienen und ihren körperlichen Kräften angemessen sind“. Es ist also nicht in Ordnung, wenn ausbildungsfremde Tätigkeiten überhand nehmen. Es gehört zu einer Ausbildung dazu, dass jemand beispielsweise seinen Arbeitsplatz aufräumt und auch sauber macht - aber Kaffee kochen definitiv nicht, sofern man nicht in der Gastronomie  lernt. Manche Vorgesetzte haben leider noch ein sehr überholtes Bild von der Ausbildung und vergessen dabei, dass die Auszubildenden von heute die Fachleute und Gesellen von morgen sind. Ständige Kritik oder dumme Sprüche tragen bestimmt nicht zum Ausbildungserfolg bei, sondern untergraben das Selbstwertgefühl. Laut Mobbing-Report der BAuA gehören Berufsanfänger und Auszubildende zu den Gruppen, die ein erhöhtes Mobbing-Risiko tragen. Dennoch kann bei einem guten Betriebsklima ein Azubi gern auch mal Kaffee kochen oder dem Chef ein Brötchen vom Bäcker mitbringen. Und wenn die Atmosphäre auf Wertschätzung und Respekt ruht, darf auch mal  gescherzt werden. Alles was darüber hinausgeht, tut man nicht. Das tut man nicht

ZUR PERSON:

Isabel Rothe ist seit November 2007 Präsidentin der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Nach ihrem Studium der Arbeits- und Organisationspsychologie an der TU Berlin war sie für die Gesellschaft für interdisziplinäre Technikforschung Technologieberatung Arbeitsgestaltung mbH (GITTAmbH) tätig. Anschließend arbeitete sie als kaufmännische Leiterin des Berliner Produktionsstandortes der Schering AG, ab 2004 als Geschäftsführerin der Jenapharm GmbH & Co.KG.

Quelle: www.das-tut-man-nicht.de

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