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Panorama: Das wär ja noch schöner Selbst ausgewählte Models werden noch einmal gründlich retuschiert

Von Katja Apelt Arme Models! Da hungern sie den lieben langen Tag, damit ja kein Gramm zu viel ihre makellosen Körper verschandelt – und trotzdem reicht es den Werbern, Kreativern und Fotografen dieser Welt nicht aus.

Von Katja Apelt

Arme Models! Da hungern sie den lieben langen Tag, damit ja kein Gramm zu viel ihre makellosen Körper verschandelt – und trotzdem reicht es den Werbern, Kreativern und Fotografen dieser Welt nicht aus. Die nämlich wollen Body, Haut und Haare ihrer Sternchen noch perfekter, noch schlanker, noch ebenmäßiger. Mit Bildbearbeitung werden Hautpartien retuschiert, damit die Poren nicht zu stark zu sehen sind, Pusteln eingeebnet und Pickel einfach ausradiert. Brüste werden vergrößert, Lippen aufgeblasen, Augen stärker kontuiert, die Iris gefärbt und Zähne aufgehellt und zurechtgeschoben.

„Bei der Bildbearbeitung im Beautybereich wird viel retuschiert", berichtet der Composer einer Hamburger Bildbearbeitungsagentur. Oft würden einfach mehrere Fotos zusammengeschnitten. Auf einem Bild gefalle etwa die Handhaltung des Models, auf einem anderen der Mund und auf dem dritten das Kleid, das sie trägt. Die Brüste noch ein wenig geliftet – fertig ist das Retortenbild. Besonders auf den Titelbildern deutscher Massen- und Männerzeitschriften sind diese Kunstwerke zu bewundern.

„Ein makelloses Cover ist die Visitenkarte für ein gut gemachtes Heft", sagt Michael Eckert, stellvertretender Chefredakteur von „TV Spielfilm“. „Unsere Titelgrafik ist kein Frankenstein-Labor", so Eckert. Einige Fotografen und Agenturen bestehen sogar auf Retuschen, liefern konkrete Anweisungen mit. „Dass in der Werbung geschönt und getrickst wird, ist doch nichts Verwerfliches", sagt Deutschlands meistausgezeichneter Werbefilmregisseur Volker Schlegel, von FF-Company in Hamburg. Das wisse der Zuschauer doch. Im Film werde aber weniger mit digitaler Bildbearbeitung nachgeholfen. „Das ist zu teuer", so Schlegel. Stattdessen bediene man sich Körpermodels. „Das kann man sich vorstellen wie in Hollywood", sagt Oliver Voss, Geschäftsführer der Hamburger Werbeagentur Jung von Matt. Spezialmodels lassen ihre Hand, ihre Beine oder Schultern ablichten, die dann den Prominenten untergeschoben werden. „Promis haben einfach wenig Zeit und nicht den Nerv, für eine ein- bis zwei Sekunden dauernde Sequenz ihre Zeit zu opfern", so Voss.

Madonna nutzt den Service einer Pariser Agentur, die alle Bilder, die von ihr veröffentlicht werden, bearbeitet. Dazu haben die Bildbearbeiter eine genaue Beschreibung von dem, was von der Diva zu sehen sein darf und wie genau es aussehen soll. Kein Bild geht nach draußen, ohne dass es nicht dem Normenscan unterzogen wurde.

Auch der Einsatz von Körperdoubles hat ästhetische Gründe. Auch Prominente haben nicht immer die nötigen Idealmaße. „Das will natürlich keiner von sich zugeben", sagt Werber Voss. Aber die wenigsten Politiker, Sportler und Schauspieler haben werbefähige Gliedmaßen. So sind gerade Hände und Füße die am meisten bildlich entliehenen Körperteile. Der angebliche Rücken von Franzi van Almsick, der von einem Model dargestellt wird, ist sicherlich das derzeit prominenteste Beispiel. Auch Julia Roberts ließ lieber einen Körper mit mehr Sexappeal ihre anzüglichen Rollen in „Pretty Woman“ spielen. Steffi Grafs schöne Hand in der Werbung für Barilla-Nudeln hätte niemals einen Wimbledon-Aufschlag gewonnen.

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