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Panorama: Dauerregen erschwert Bergungsarbeiten in Köln

Suche nach Vermissten zunächst nicht möglich / Verkehrsbetriebe weisen Vorwürfe zu U-Bahn-Bau zurück

Köln - Drei Tage nach dem Einsturz des Historischen Stadtarchivs in Köln waren die Rettungskräfte am Freitagnachmittag immer noch nicht zu den wahrscheinlich zwei Verschütteten vorgedrungen. Grund war heftiger Dauerregen, der das Grundwasser unter der Unglücksstelle steigen ließ und den Boden aufweichte. Dadurch erhöhte sich die Gefahr für weitere Einstürze. Weiterhin offen ist die Unglücksursache.

Einsatzkräfte waren am Freitagnachmittag dabei, mit einem Bagger weitere Gebäude an der Unglücksstelle abzureißen. Danach wollten sich die Rettungskräfte zu der Stelle vorarbeiten, an der die Vermissten vermutet werden. Die Arbeiten zogen sich hin, da der 80 Tonnen schwere Bagger immer wieder auf Archivmaterial stieß. Bei den beiden Vermissten handelt es sich nach Medienberichten um einen 23-jährigen Designstudenten und einen 17-jährigen Bäcker-Lehrling, die sich vermutlich in den Dachgeschosswohnungen von einem der zusammengestürzten Nachbarhäuser des umgekippten Archivgebäudes aufhielten.

Wie sich am Freitag herausstellte, ist das gegenüber der Unglücksstelle liegende Gebäude eines Gymnasiums am Morgen um zwei Zentimeter nach unten gesackt. Einsatzkräfte hätten diese Gebäude bereits unmittelbar nach dem Unglück räumen lassen, sagte ein Feuerwehrsprecher.

In der Nacht zum Freitag hatten Feuerwehrleute auf Zuruf der zum Unglücksort gerufenen betroffenen Bewohner die wichtigsten Wertgegenstände und Dokumente aus den Wohnungen geholt und sichergestellt. Dazu gehörten unter anderem auch die Geldbestände einer betroffenen Spielhalle.

Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) wiesen unterdessen Vorwürfe zu angeblich mangelnder Sorgfalt beim Bau der U-Bahnlinie unter dem Gebäude des Archivs zurück. Sowohl im Untergrund als auch oberirdisch seien regelmäßig Kontrollen durchgeführt worden, sagte KVB-Bauleiter Rolf Papst. Es habe aber keine auffälligen Schäden an Gebäuden gegeben. Beim Unglück am Dienstag müsse es unmittelbar vor dem Einsturz eine „plötzliche, sehr plötzliche“ Veränderung im Untergrund unter dem Stadtarchiv gegeben haben, so Papst. Der Bodenmechanik-Experte Stavros Savidis sieht derweil Hauseinstürze wie den des Kölner Stadtarchivs als Restrisiko großer U-Bahn-Projekte. „Das ist etwas, was durchaus passieren kann“, sagte der Direktor des Instituts für Bauingenieurwesen der Technischen Universität Berlin.

Der Sänger der Gruppe BAP, Wolfgang Niedecken, verteidigte den Bau der umstrittenen Nord-Süd-Stadtbahn. „Die neue U-Bahn-Strecke ist notwendig. Diese Verkehrsverbindung vom Süden Kölns bis zum Hauptbahnhof hat bislang gefehlt“, sagte Niedecken am Freitag der Nachrichtenagentur ddp. Die im Bau befindliche Strecke habe man sich ja nicht aus Luxusgründen ausgedacht, sagte Niedecken. ddp

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