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Panorama: Der 13. Schuss

Der Serienkiller von Washington tötete einen Busfahrer – die Polizei hofft jetzt auf ein neues Zeichen des Täters

Washington (dpa). Nur einen Tag nach den geplatzten Hoffnungen auf einen Fahndungserfolg hat der Serienkiller von Washington möglicherweise wieder zugeschlagen. Am frühen Dienstagmorgen wurde im Großraum der USHauptstadt ein Busfahrer in seinem stehenden Fahrzeug von einer Kugel in den Oberkörper getroffen. Er starb im Krankenhaus.

Die Polizei ging zunächst davon aus, dass es sich erneut um eine Tat des mysteriösen Serientäters handelt, der zuvor schon neun Menschen getötet und drei schwer verletzt hat. Dutzende Straßen im Umkreis und sogar der Schnellstraßenring um Washington wurden teilweise gesperrt.

Der Vorfall ereignete sich kurz vor 6 Uhr Ortszeit in dem Montgomery-Bezirk nördlich von Washington, wo die Verbrechensserie begonnen hatte. Dort wurden allein sechs der zwölf Anschläge verübt. Das 40 Jahre alte Opfer stand auf der oberen Treppenstufe eines Stadtbusses, der zu einer üblichen Fahrt aufbrechen sollte. Der Mann kam mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus und wurde sofort operiert.

Festgenommene wieder frei

Experten wiesen daraufhin, dass der neue Fall nicht ganz in das Muster des Heckenschützen passe. So habe er noch nie so früh morgens geschossen. Allerdings hatte er in der Vergangenheit bereits mehrfach sein Muster durchbrochen und am vergangenen Samstag erstmals am Wochenende einen Anschlag verübt, nachdem die Medien berichtet hatten, dass er nur während der Woche sein Unwesen treibe.

Erste Zeugenaussagen waren widersprüchlich. Ein Zeuge wollte drei Schüsse gehört haben, andere nur einen. Das würde dem Muster des zielsicheren Heckenschützen eher entsprechen, der seine Opfer stets mit einem einzigen Schuss niedergestreckt hatte. In der Nähe des Tatorts befinden sich Basketballplätze und ein bewaldetes Gebiet, in dem sich der Täter verborgen haben könnte. Erst am Montag hatte sich die Hoffnung von Millionen Bewohnern der Washingtoner Region auf ein Ende der Anschlagsserie zerschlagen. Zwei aus Mittelamerika stammende Männer, die am Montagvormittag gefasst und im Zusammenhang mit dem Fall vernommen worden waren, hatten nach US-Medienberichten nichts mit ihm zu tun.

Am Montag hatte die Polizei auch erneut versucht, mit dem Täter in Kontakt zu treten, der offenbar einen Dialog mit den Behörden sucht. Er hatte am vergangenen Samstag in Ashland im Bundesstaat Virginia, rund 140 Kilometer südlich von Washington, eine Nachricht mit Forderungen hinterlassen und der Polizei eine Telefonnummer zur Kontaktaufnahme genannt. In Ashland hatte er einen 37-jährigen Mann schwer verletzt.

Nach Medienberichten drohte der Heckenschütze in der längeren, mit der Hand geschriebenen Botschaft Anschläge auf Schulen an. Die Botschaft sei in schlechtem, fast gebrochenem Englisch verfasst worden, schrieb die „Los Angeles Times“.

Am 7. Oktober hatte der Unbekannte nach einem Anschlag auf einen 13 Jahre alten Schüler eine Tarot-Karte mit dem Bild des Todes und der Aufschrift „Dear Policeman, I am God“ (Lieber Polizist, ich bin Gott) hinterlassen. Er soll auch an anderen Stellen Tarot-Karten zurückgelassen haben.

Stimmenverzerrer benutzt

Der Unbekannte rief die Polizei an, benutzte dabei nach Angaben aus Polizeikreisen aber offenbar ein elektronischen Gerät, das die Stimme verzerrt. Fahndungsleiter Charles Moose forderte den Heckenschützen auf, erneut anzurufen. „Die Person, die Sie angerufen haben, konnte nicht alles verstehen, was Sie gesagt haben. Die Akustik war gestört, und wir wollen es richtig machen. Rufen Sie uns noch einmal an, damit wir es klar verstehen können.“ Damit benutzte er wieder das Fernsehen, um sich an den Heckenschützen zu wenden.

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