zum Hauptinhalt

Panorama: Der entscheidende Funke

Ein verbotenes Grillfest verursacht in Spanien eine Waldbrandkatastrophe – elf Löschhelfer getötet

Die Jahrhundertdürre auf der iberischen Halbinsel, die in diesen Tagen auch noch von einer Hitzewelle mit Temperaturen bis zu 40 Grad begleitet wird, zeigt immer dramatischere Auswirkungen. Am Wochenende ging ein riesiges Waldgebiet in einem Naturpark der zentralspanischen Provinz Guadalajara in Flammen auf. In dem Inferno starben elf Löschhelfer, die von den haushohen Flammen eingeschlossen und überrollt wurden. Nur ein Mann des zwölfköpfigen Löschtrupps überlebte schwer verletzt.

Die Polizei verdächtigt eine Gruppe von Jugendlichen, das gigantische Feuer mit einem Grillfest ausgelöst zu haben. In der Waldzone war Grillen ausdrücklich verboten. Annähernd 10000 Hektar waren bis zum Montagnachmittag vom Flammenmeer gefressen worden. Die Feuerfront erstreckte sich vorübergehend über eine Länge von 30 Kilometern. Fünf Dörfer und ein Ferienlager mussten evakuiert werden.

Mehrere hundert Feuerwehrmänner und Soldaten, unterstützt von elf Löschflugzeugen, die auch aus Frankreich zu Hilfe eilen, kämpften gegen die Flammen. Wechselnde Winde erschwerten die Löscharbeiten und fachten den Brand immer wieder an. Auch die schon seit zehn Monaten anhaltende Trockenperiode in Spanien und Portugal sorgte dafür, dass die Wälder derzeit wie Zunder brennen. Die Zahl der Busch- und Waldbrände liegt dieses Jahr wesentlich höher als in den Vorjahren.

Das Feuerdrama im Naturpark von Guadalajara mit den elf toten Löschhelfern, durchweg junge Forstarbeiter, ist das schlimmste in Spanien seit 15 Jahren.

„Die Verursacher des Feuers müssen mit der ganzen Härte des Gesetzes bestraft werden“, fordert Jose Luis Samper, Bürgermeister des von der Feuerhölle bedrohten Ortes Riba de Saelices. „Sie haben das Schönste, was wir besitzen, zerstört – und auch das Leben von elf jungen Menschen.“ Jene Jugendlichen, die mit ihrer Grillparty im Grünen das Großfeuer ausgelöst haben sollen, müssen nun mit strafrechtlicher Anklage und hohen Schadenersatzforderungen rechnen.

Javier Lopez, Vizebürgermeister des Nachbardorfes Luzon kritisiert, dass die Hilfe spät gekommen und schlecht koordiniert gewesen sei. In den ersten Stunden nach Brandausbruch, die stets entscheidend für die Kontrolle eines Feuers sind, habe es kaum Flugzeuge und Wehrmänner am Brandort gegeben.

„Mit mehr Löschmitteln wäre es nicht so weit gekommen“, sagt auch Javier Munoz, der Ortsvorsteher von Selas. Der Zorn der Bevölkerung in der Region ging so weit, dass Spaniens sozialdemokratische Vizeregierungschefin Maria Teresa Fernandez de la Vega ausgepfiffen und wüst beschimpft wurde, als sie sich vor Ort über die Lage informieren wollte. Auch in anderen Regionen Spaniens brennt es lichterloh. An 15 Fronten im ganzen Land kämpfte die Feuerwehr. Bei einem Großbrand in der Provinz Zamora an der Grenze zu Portugal wurden 36 Helfer verletzt, als sie versuchten, die Flammen zu löschen.

Im benachbarten Portugal wurden in den letzten Wochen bei Löscharbeiten in brennenden Wäldern zwei Wehrmänner getötet und weit über 100 verletzt. Angesichts der anhaltenden Gluthitze und dem Ausbleiben des so dringend benötigten Regens befürchten die Behörden, dass das Schlimmste noch bevorsteht.

Ralph Schulze[Madrid]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false