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Entertainer mit rechten Parolen. Donald Trump steht gerne im Mittelpunkt.

© AFP

Der etwas andere Kandidat: Donald Trumps Traum vom Präsidentenamt

Vertreibt ein Mann mit Pfälzer Wurzeln Barack Obama aus dem Weißen Haus? Keiner der potenziellen republikanischen Präsidentschaftskandidaten macht derzeit mehr von sich reden als Donald Trump.

Vertreibt ein Mann mit Pfälzer Wurzeln Barack Obama aus dem Weißen Haus? Keiner der potenziellen republikanischen Präsidentschaftskandidaten macht derzeit mehr von sich reden als Donald Trump. In neuesten Umfragen liegt er auf Platz eins oder zwei. Der 64-Jährige ist ein Tausendsassa und fantasievoller Selbstdarsteller. Er ist Baulöwe, ihm gehören mondäne Geschäftshäuser und Bürotürme in New York sowie Spielcasinos in Las Vegas, in Florida und an der nördlichen Atlantikküste. Die prominentesten Immobilien sind nach ihm benannt wie der Trump Tower in Manhattan.

Er moderiert seit Jahren eine Unterhaltungsshow auf NBC, einem der größten TV-Sender: „The Apprentice“ (Der Auszubildende). Trump sucht darin einen kaufmännischen Lehrling – oder sollte man sagen: einen Vorstandsassistenten? – für sein Firmenimperium. Dem Sieger winkt ein Vertrag mit 250 000 Dollar Jahresgehalt. Trump selbst verlangt ein Vielfaches davon als Moderatorengage von NBC. Er ist ein Enkel deutscher Einwanderer aus Kallstadt. Der Großvater kam 1885 in die USA, amerikanisierte seinen Nachnamen Drumpf und nahm 1892 die US-Staatsbürgerschaft an.

Nun spekuliert Amerika, wie ernst es Trump mit der Präsidentschaft sei. Ein Egomane war er schon immer. Auch sein Unterhaltungswert ist enorm, denn er ist ein amerikanischer Baron Münchhausen. Mit den Fakten nahm er es nie so genau. Der Schein bestimmt das Sein. Dazu gehört, zum Beispiel, die Behauptung, er sei Milliardär. Ein Journalist der „New York Times“, Timothy O’Brien, bezweifelte das; er schätzte das Vermögen auf 250 Millionen Dollar. Trump reichte Klage ein, die wurde abgewiesen, aber in den Verhandlungen kam heraus, dass die Deutsche Bank ihn auf 788 Millionen Dollar taxiert. Er selbst nennt sich weiter einen Milliardär und nutzt auch diese Frage, um die Spekulationen über seine Ambitionen auf das Weiße Haus zu schüren. Wenn er offiziell kandidiert, muss er sein Vermögen offenlegen. „Sie werden staunen über die Zahl“, sagte er kürzlich dem Sender CNN.

In den innenpolitisch nachrichtenarmen Tagen vor und nach Ostern rissen sich die Sender um Interviews mit ihm. Trump genoss die Aufmerksamkeit sichtlich. Und provozierte weiter – nach seiner Erfahrung die beste Garantie, dass die Show weiter geht. Angefangen hatte er mit Zweifeln, ob Barack Obama wirklich in Hawaii geboren sei: ein beliebtes Thema für den rechten Flügel der Republikaner. Wer nicht als US-Bürger geboren wurde, darf nicht Präsident werden. Er habe sich das gar nicht vorstellen können, dass es da ernste Unklarheiten gebe, sagt er mit unschuldigem Augenaufschlag. Aber dann habe er doch mal Nachforschungen angestellt. Und was Obamas angebliche Geburtsurkunde aus Hawaii betreffe, die trage weder eine Seriennummer noch die Stempel, die in anderen US-Bundesstaaten üblich seien.

Ob US-Defizit, Chinahandel, Libyen- Einsatz oder Energiepolitik: Auf alle Fragen hat Trump eine kurze knappe Antwort: „It’s so easy.“ Alles ganz einfach. Die ist freilich nur der Einstieg in eine sehr lange Erklärung, bei der sich Trump nicht durch Zwischenfragen unterbrechen lässt, sondern ungerührt weiter redet. Obama macht alles falsch, ist zögerlich oder auf dem völlig falschen Weg. Dabei wäre es doch so einfach …

Libyen? „Ich würde reingehen und mir das Öl holen. Ich würde mir das Öl holen und diesen ganzen Babykram stoppen.“ Nach mehrminütigen Varianten der immergleichen Botschaft gelingt es dem Interviewer, eine Zwischenfrage einzuschieben: „Wir sollen also Ölfelder stehlen?“ – Trump reagiert sanft, wie man ein unverständiges Schulkind zurechtweist. „Ich bitte Sie, wir stehlen doch nicht. Wir holen uns nur die Kosten zurück für unseren Einsatz.“

Steigende Benzinpreise? „Ist doch ganz einfach. Heute gibt es niemanden in Washington, der einfach mal bei der Opec anruft und sagt: Kumpels, die alten Zeiten sind vorbei. Ihr könnt uns nicht weiter ausnehmen. Ich würde denen hart in die Augen schauen und sagen: Ihr habt Euren Spaß gehabt. Und wenn sie nicht reagieren, dann ziehen wir das US-Militär komplett aus der Region ab.“ Auch mit China muss nur endlich jemand Tacheles reden wegen der Währungsmanipulationen. „Ich würde die nicht zum Staatsdinner einladen – nicht wie Obama, der Hände schüttelt und Bücklinge macht. Ich würde ein sehr sehr ernstes Gespräch mit Chinas Präsident führen.“ Und die hohen Schulden, die die USA gegenüber Peking haben? „Das bisschen? Ist doch kein großes Ding. Ist nur eine kleine Summe im globalen Maßstab.“ Wenn Peking nicht brav reagiere, würde Trump 25 Prozent Einfuhrzoll auf chinesische Waren erheben. „Sobald die merken, dass ich es ernst meine, werden sie kuschen.“

Bisher klingt das wie Realsatire. Und vermutlich bleibt es dabei. Es stimmt zwar: Um als Republikaner aufgestellt zu werden, muss man die rechte Basis für sich einnehmen. Doch in der Hauptwahl gegen Obama ist die Mitte entscheidend. Wer sich vorher zu weit rechts positioniert, hat dann keine Chance.

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