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Debra Milke, gebürtige Berlinerin.

© dpa

Der Fall Debra Milke: Die zum Tode verurteilte gebürtige Berlinerin bekommt neuen Prozess

Debra Milke saß 22 Jahre im Todestrakt. Dann ordnete ein Richter ihre Freilassung an. Die Hoffnung währte nur kurz. Jetzt wird die gebürtige Berlinerin in den USA neu angeklagt.

Die Freiheit war zum Greifen nah. Doch die Hoffnung auf ein Leben ohne Gefängnisgitter währte für Todeskandidatin Debra Milke nur wenige Stunden. Am Montag hatte der Bezirksrichter Robert Broomfield die unverzügliche Entlassung der vor mehr als 22 Jahren in den USA zum Tode verurteilten Amerikanerin mit deutschen Wurzeln angeordnet, sofern der Bundesstaat Arizona auf eine neuerliche Anklage verzichtet. Grundlage dafür war der Richterspruch eines Bundesberufungsgerichts vom März, der das Todesurteil gegen Milke aufgehoben hatte. Doch nun kündigte die Staatsanwaltschaft im Bundesstaat Arizona an, dass der Fall neu aufgerollt wird – und die gebürtige Berlinerin erneut wegen Mordes angeklagt werden soll.

Der vierjährige Sohn von Debra Milke war erschossen worden

Die 49-Jährige war 1990 für den Mord an ihrem vierjährigen Sohn Christopher zum Tode verurteilt worden. Die Leiche des Jungen war mit drei Kopfschüssen in der Wüste von Arizona gefunden worden. Laut Staatsanwaltschaft soll Milke ihren ehemaligen Mitbewohner James Styers und dessen Bekannten Roger Scott angestiftet haben, ihr Kind zu töten, weil es ihr lästig war. Die Männer geben sich beide gegenseitig die Schuld an Christophers Tod und wurden wie Milke zum Tode verurteilt.

Die damalige Anklage gegen die junge Frau stützte sich vor allem auf die Aussage des Polizisten und Chefermittlers Armando Saldate. Dieser hatte die mordverdächtige Milke alleine verhört, wobei sie ihre Beteiligung an dem Mord zugegeben haben soll. Ein unterschriebenes Geständnis gibt es allerdings ebenso wenig wie Tonaufnahmen oder Zeugen. Milke beteuerte später ihre Unschuld. Die Geschworenen, die sie damals schuldig sprachen, erfuhren nicht, dass gegen Saldate eine lange Liste von Verfehlungen vorlag – darunter Falschaussage unter Eid.

Umstrittener Zeuge belastete Debra Milke

Dennoch setzt die Staatsanwaltschaft offenbar auch in dem neuen Prozess gegen Milke auf Armando Saldate: Laut Milkes Anwalt Michael Kimmerer wollen die Ankläger den diskreditierten ehemaligen Ermittler erneut in den Zeugenstand rufen. „Es ist enttäuschend zu sehen, wie der Bezirksstaatsanwalt Saldates Taten hervorhebt und für rechtens erklärt“, sagte Kimmerer der Zeitung „Arizona Republic“.

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Nach der Ankündigung der Staatsanwaltschaft über die Neuauflage von Milkes Fall hat der Bundesstaat Arizona nun 90 Tage Zeit, das Verfahren gegen Milke zu eröffnen. Die Zeit bis zum Prozessbeginn wird die 49-Jährige wohl im Bezirksgefängnis von Maricopa verbringen; bislang saß sie im Staatsgefängnis von Arizona in Einzelhaft. Zwar will ihr Anwalt Michael Kimmerer versuchen, seine Mandantin wenigstens bis zum Verfahrensauftakt gegen Kaution freizubekommen. Allerdings sind die Chancen auf zeitweilige Freiheit für die 49-Jährige gering: In ähnlich gelagerten Fällen haben die Behörden entsprechenden Anträgen nicht stattgegeben.

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