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Panorama: Der Frühling bringt die Flut

Dresdens Uferpromenade unter Wasser – Sonne und milde Temperaturen lassen den Schnee schmelzen

Dresden Dort, wo die Wassermassen während der Jahrhundertflut im August 2002 ganze Ortschaften zerstört hatten, plagen die Menschen schlaflose Nächte. „Es sind die gleichen Bilder wie damals“, sagt Angelika Petzold aus Weesenstein in der Sächsischen Schweiz. Damals, im Sommer 2002, hatte die reißende Müglitz, ein Fluss, der mitten durch die kleine Gemeinde verläuft, ganze Häuser einfach weggerissen – auch das Sechsfamilienhaus, in dem Petzold mit ihrer Tochter gewohnt hatte. Besonders schlimm sei es am vergangenen Freitag gewesen, wo zusätzlich zur Schneeschmelze plötzlich einsetzender Regen das Wasser der Müglitz bedrohlich schnell hatte ansteigen lassen. „Wir haben schon die Keller ausgeräumt und Lebensmittel und Schuhe nach oben geschafft“, sagt Angelika Petzold. In solchen Nächten schlafe man nicht und „schaut immer wieder nach dem Wasser“.

Dresden meldete am Sonntag einen Wasserstand der Elbe von 5,77 Meter und damit gut einen Meter mehr als am Vortag. Teile des Uferbereichs sind überschwemmt. Der Schiffsverkehr musste eingestellt werden. Beim Jahrhunderthochwasser 2002 waren in Dresden 9,40 Meter gemessen worden, Teile der Stadt waren damals überschwemmt worden. An der Elbe in Schöna nahe der Grenze zu Tschechien wurde die Alarmstufe drei ausgerufen. Der Fluss stieg dort auf 6,17 Meter.

In Sachsen-Anhalt stiegen die Flüsse Elbe, Mulde und Saale weiter an. Vorerst ist keine Entspannung in Sicht. „Das geht jetzt erst richtig los. Wann der Scheitelpunkt des Hochwassers erreicht wird, kann derzeit noch niemand vorhersehen“, sagte ein Sprecher der Hochwasser-Vorhersagezentrale in Magdeburg. In Dessau betrug der Pegelstand der Mulde am Sonntagmittag 4,32 Meter – mit steigender Tendenz. Normal wäre ein Stand von 1,69 Meter. Einige Straßen waren bereits überflutet und für den Verkehr gesperrt.

Grund für die Überschwemmungen sind die milden Frühlingstemperaturen. Sie lassen den Schnee schmelzen, der in den vergangenen Wochen in überdurchschnittlichem Ausmaß gefallen war.

In der polnischen Region Podkarpatien drang das Wasser in mehr als 1200 Gebäude ein, Dutzende Menschen mussten ihre Häuser verlassen, um sich vor der Flut in Sicherheit zu bringen.

In den anderen Hochwassergebieten Polens dagegen stabilisierte sich die Lage etwas, in Masuren sanken die Pegelstände leicht. Die Feuerwehr stellte in Niederschlesien die Suche nach zwei Jungen im Alter von 13 und 18 Jahren ein, die von einem Fluss erfasst und mitgerissen worden waren. Angesichts der Strömung und der niedrigen Temperatur hätten sie keine Überlebenschancen, sagte ein Sprecher.

In weiten Teilen Rumäniens droht Überschwemmungsgefahr. In der Stadt Hunedoara brach am Sonntag die Trinkwasserversorgung zusammen, weil die Wasserwerke das verschlammte Wasser nicht mehr aufbereiten konnten. Nach Angaben des Ministeriums für Umwelt und Wasserwirtschaft wurden bis Sonntag landesweit 630 Häuser in rund hundert Ortschaften vom Hochwasser zerstört. Mehrere Dörfer waren von der Außenwelt abgeschnitten.

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