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Panorama: Der Kampf geht weiter

England ein Jahr nach Abschaffung der Sperrstunde

Von Oliver Bilger

Manche Mädchen stoßen euphorisch an. Manche aber hocken apathisch auf der Straße und wissen nicht mehr, wo sie sind. Irgendwo kauert ein Junge im eigenen Erbrochenen. In Großbritannien sind hässliche Bilder an Wochenendnächten keine Seltenheit. Nach wie vor. Denn eigentlich hatte die Labour-Regierung gehofft, dass Szenen von Betrunkenen der Vergangenheit angehören, sobald die traditionelle Sperrstunde in England und Wales gefallen ist.

Das ist vor genau einem Jahr geschehen: Am 24. November wurde die Beschränkung mit dem „Licensing Act“ aufgehoben. Zuvor waren Wirte verpflichtet, um kurz vor elf die „Last Order“ auszurufen. Für viele junge Erwachsene war dies der Startschuss zum „Binge Drinking“, dem Kampfsaufen: In wenigen Minuten wurden möglichst viele Pint Bier geleert. Ohne den Zwang zur letzten Runde, würden sich die Briten für das Bier mehr Zeit nehmen, lautete die Hoffnung. Doch auch ein Jahr nach der verlängerten Ausschankzeiten haben sich die Trinksitten kaum verändert, sind höchstens verlängert worden. Das „Binge Drinking“ hat sich noch verbreitet, besonders unter jüngeren Frauen, wie eine Studie belegt: Jede dritte der 17- bis 30-jährigen Engländerinnen zählt ihr zufolge zur Kategorie der starken Trinkerinnen, die in Pubs und Bars regelmäßig vier Drinks und mehr zu sich nehmen. Eine Sprecherin des Kulturministeriums sagte: „Wir haben eine fest verankerte Trinkkultur; die können wir nicht in zwölf Monaten ändern.“

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