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Die „Costa Concordia“ zehn Monate nach der Havarie. Foto: Reuters

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Panorama: Der Koffer, der wieder auftauchte Auf Elba Gepäck von

der „Concordia“ entdeckt.

Rom - Der blau karierte, völlig durchnässte Koffer lag morgens plötzlich an einem Strand der Insel Elba. Männerhemden waren darin, Wäsche, eine Jacke, Schuhe und zwei Bücher des amerikanischen Thrillerautors Clive Cussler. Vergessen hatte das Gepäckstück allerdings niemand. Es hatte eine Seereise von 35 Meilen hinter sich. Der blau-gelbe Plastikanhänger bewies es eindeutig: Der Koffer kam von der Insel Giglio, genauer gesagt aus dem Wrack, das davor liegt: aus der „Costa Concordia“. Und der Name, der auf dem Anhänger stand, er findet sich tatsächlich auch auf der Passagierliste: Mario M., 37 Jahre alt, wohnhaft in Tirol. An jenem 13. Januar ist er mit dem Schrecken davongekommen.

Zehn Monate nach ihrer Havarie hat die Costa Concordia also wieder eine Art Lebenszeichen von sich gegeben. Wie der Koffer aus dem Wrack herausgelangen konnte, ist freilich noch unklar. Unter Umständen – so die Behörden – hat sich mit den Herbststürmen und dem schweren Seegang der vergangenen Tage eine neue Öffnung im Rumpf aufgetan; schließlich sind auch geringe Restmengen von Öl oder Treibstoff ins Meer geflossen.

Immerhin ist das knapp 300 Meter lange Schiff als ganzes stabil geblieben. Bergungsunternehmen und Zivilschutz versichern, alle zum Festhalten des Wracks nötigen Betonanker seien mittlerweile in den Felsenboden gesenkt, das stählerne Korsett ums Wrack gelegt, die Drahtseile gespannt. Jetzt würden auf dem Meeresgrund die Fundamente und die Widerlager fürs Aufrichten der „Costa Concordia“ betoniert, und die gegenwärtige Verspätung von zwei Monaten lasse sich bis Sommerbeginn 2013 „mit fünfzig Prozent Wahrscheinlichkeit“ wieder aufholen. So sagt es Zivilschutzchef Franco Gabrielli.

Der auf Elba gefundene Koffer kommt nun in die Sammelstelle für alle Schiffsrelikte in Talamone, auf dem toskanischen Festland. So sei es vorgeschrieben, sagen die Behörden; danach werde der Eigentümer benachrichtigt. Der Inhalt jedenfalls befindet sich nach Auskunft eines Polizisten auf Elba trotz all der Monate im Wasser in einem „recht guten Zustand“: „Sobald die Bücher getrocknet sind, kann man sie durchaus wieder lesen.“

Die Skurrilität am Rande: Mario M. hatte sich auf seine verunglückte Kreuzfahrt eine nachgerade ideale Lektüre mitgenommen. Thrillerautor Clive Cussler ist Gründer einer Stiftung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, „unser maritimes Erbe durch Aufspüren, archäologisches Überwachen und Erhalten von Schiffswracks zu bewahren“. Paul Kreiner

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