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Panorama: Der letzte Zug

Japan liefert Schachgenie Bobby Fischer an die USA aus – er wird wegen eines verbotenen Spiels gesucht

Tokio Der Kampf des in Japan verhafteten Schachgenies Bobby Fischer gegen seine drohende Auslieferung an die USA eskaliert. Der japanische Justizminister Daizo Nozawa ließ am Dienstag Fischer nach Mitteilung seiner Unterstützer in der Zelle mitteilen, dass er noch am selben Tag ausgewiesen werde. In einem dramatischen Wettlauf mit der Zeit reichte Fischer am Abend nach Auskunft seiner japanischen Anwältin dagegen Klage vor dem Tokioter Bezirksgericht ein. Das Gericht werde den Einspruch gegen das ganze Ausweisungverfahren nun prüfen; dies dauere in der Regel rund einen Monat. Bei positivem Bescheid könne der Klageprozess bis zu einem Jahr dauern.

Der 61 Jahre alte ehemalige Schachweltmeister aus den USA war Mitte Juli auf dem Flughafen Tokio verhaftet worden. Die amerikanischen und japanischen Behörden beschuldigen ihn, mit ungültigem US-Pass gereist zu sein. Die USA werfen dem einst gefeierten Schachhelden des Kalten Krieges vor, er habe 1992 gegen Sanktionsregeln verstoßen. Fischer hatte damals im ehemaligen Jugoslawien trotz Embargos gegen das Milosevic-Regime an einem Match gegen seinen alten Rivalen Boris Spasski teilgenommen. Bei Abschiebung drohen ihm zehn Jahre Haft und 250000 Dollar Strafe.

Fischers Unterstützer werfen den japanischen und amerikanischen Behörden eklatante Willkür und Verstoß gegen geltendes Recht vor.

Washington übe offenbar immensen Druck auf Tokio aus, hieß es.

Das japanische Justizministerium wies am Dienstag Fischers Antrag auf Anerkennung als politischer Flüchtling zurück. Nach Angaben des „Committee to Free Bobby Fischer“ begründete das Ministerium dies damit, dass die gegen ihn in den USA erhobenen Vorwürfe nicht von politischer Natur seien. Fischer hatte laut seinen Unterstützern jedoch bewusst aus politischem Protest gegen die damaligen Sanktionen verstoßen. Der japanische Justizminister Nozawa lehnte indes auch Fischers Einspruch gegen die zuvor gegen ihn verfügte Ausweisungsanordnung ab.

Seine Unterstützer zeigten sich Dienstag dennoch zuversichtlich, den „Kampf zur Verteidigung von Bobbys unveräußerlichen Rechten“ noch zu gewinnen. Das Schachgenie hatte gehofft, durch eine Hochzeit mit der Präsidentin des japanischen Schachverbandes, Miyoko Watai, die japanische Justiz zu seinen Gunsten beeinflussen zu können. Die geplante Heirat kam jedoch aus Mangel an notwendigen Dokumenten bisher nicht rechtswirksam zu Stande.

Zudem gibt es nach Angaben seiner Unterstützer Dokumente, die bewiesen, dass Fischers Vater zum Zeitpunkt von Bobbys Geburt Deutscher war und Bobby damit Anspruch auf die deutsche Staatsangehörigkeit habe. Fischer hatte nach seiner Verhaftung erklärt, er verzichte auf seine amerikanische Staatsbürgerschaft.

Fischer ist bekannt für seine antisemitischen Ausfälle. Dabei kam er selbst als Jude zur Welt. Seine Mutter, Regina Fischer, war Schweizerin. Fischer fiel auch immer wieder durch antiamerikanische Hasstiraden auf.

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