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Panorama: Der Live-Auftritt ist noch nicht perfekt

ISTANBUL .Die "Nummer Eins" war sichtlich nervös.

ISTANBUL .Die "Nummer Eins" war sichtlich nervös.Als der 14jährige Mehmet fast genau drei Wochen nach seiner Abschiebung aus Deutschland seine Karriere als Fernsehstar in der Türkei begann, war ihm der abgebrühte Serienstraftäter nicht anzusehen.In seiner eigenen Live-Show im privaten Musik-Kanal "Kral" (König) bekam der Junge zeitweise kaum einen zusammenhängenden Satz heraus.Er fummelte sich an der Nase herum und tanzte so aufgeregt von einem auf das andere Bein, daß sein Ko-Moderator ihn schließlich am Ärmel packte und festhielt.Aller Anfang ist eben schwer, auch für Mehmet und seine Show "Nummer Eins", die von Montag bis Freitag täglich über die türkischen Bildschirme flimmert.

Schon bald nach seiner Ankunft in Istanbul wurde Muhlis Ari, wie Mehmet mit richtigem Namen heißt, von den türkischen Medien entdeckt.Er gab Interviews, in denen er Istanbul in glühenden Worten mit seiner Geburtsstadt München verglich, wurde von einer Zeitung zum "sympathischsten Menschen in Istanbul" erklärt und von Passanten freundlich ermahnt, seine kriminelle Karriere nicht in der Türkei fortzusetzen und bekam Fernsehangebote.Sein deutsches Strafregister wird in Berichten über den Jungen zwar erwähnt, steht aber nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit.Mehmet entschied sich - gegen Zahlung einer streng geheimgehaltenen Summe - für Kral-TV, einen auf türkischen Pop spezialisierten Musikkanal.Das Programm richtet sich vor allem in seinem Nachmittagsprogramm an Teenager, eine Zuschauergruppe, die auch in der Türkei besonders umworben wird.

Fernseherfahrung hat der Junge bereits: Erst vergangene Woche nahm er per Live-Schaltung aus Istanbul an einer deutschen Talkshow teil.Beim Team von Kral soll Mehmet nach seinen ersten Arbeitstagen sehr beliebt sein - er wird insbesondere von seinen Kolleginnen umsorgt und angehimmelt.Doch als der 14jährige bei seinem neuen Arbeitgeber am Donnerstag zum ersten Mal live vor die Kameras trat, war von seiner sonst so auffälligen Selbstsicherheit trotz modisch zum Zopf gebundener Haare, auffälligem Ohrring und Designer-Hemd nicht viel zu sehen.Die Sendeleitung stellte ihm in weiser Voraussicht für die ersten Shows einen erfahrenen Moderator zur Seite, den einige Jahre älteren Atakan.Und der mühte sich redlich, dem Debütanten die Angst vor der Kamera zu nehmen."Mit der Zeit wirst du auch noch ruhiger", sagte er.

Auch bei der zweiten Sendung am Freitag nachmittag blieb Mehmet neben Atakan in der Rolle des Nebendarstellers.Bei seinen ersten Auftritten lächelte Mehmet oft linkisch und verlegen, blickte immer wieder auf seine Programmkarte, die ihm weiterhelfen sollte, und sagte wenig: Das Ansagen der Videos überließ er meist Atakan.Auch das bei Kral-Moderatoren übliche Herumalbern vor der Kamera wirkte bei Mehmet noch etwas steif.Für einen 14jährigen hat er zwar eine sehr dunkle und damit Moderator-geeignete Stimme.An seiner türkischen Aussprache müsse der Junge aber noch feilen, erklärte der Sender nach der Premiere nachsichtig.Deshalb besucht Mehmet nun einen Türkisch-Kurs.

Wesentlich unverkrampfter als bei seinen türkischen Moderationen wirkte der 14jährige, als er auf Deutsch einen Gruß an Deutschland und die Türkei loswerden und seinen Lieblingsclub Bayern München loben konnte.Wenn der Neu-Moderator jetzt noch lernt, im gesamten Verlauf der Sendung seine Nervosität abzulegen, werden ihm seine Zuschauer vielleicht auch noch das Geständnis verzeihen, das ihm im Eifer des Gefechts über die Lippen rutschte: Bisher, räumte Mehmet ein, habe er nicht besonders viel für türkische Popmusik übrig gehabt.

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