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Panorama: Der Nahe Osten, so fern

Der internationale Flugverkehr meldet geringfügige Beeinträchtigungen – Flüge in die Krisenregion gestrichen – Verspätungen wegen Sicherheitsmaßnahmen

Von Rainer W. During

Auch der internationale Luftverkehr lief gestern nach Beginn der Kampfhandlungen ohne größere Beeinträchtigung weiter. Lediglich zahlreiche Verbindungen ins direkte Krisengebiet wurden umgeleitet.

Viele Airlines änderten ihre Routen, was zum Teil zu längeren Flugzeiten führte. Die Lufthansa strich gestern ihre Flüge von Frankfurt und München nach Amman, Beirut, Damaskus, Kuwait und Tel Aviv. Viele Luftverkehrsgesellschaften bieten ihren Passagieren kostenlose Rücktritts- oder Umbuchungsmöglichkeiten nicht nur bei Flügen in den Nahen Osten sondern – wegen der Furcht vor Terroranschlägen – auch in die USA.

Das Auswärtige Amt hat vor möglichen gewaltsamen Protestaktionen und Terroranschlägen im Nahen und Mittleren Osten, Süd-, Ost- und Südostasien, am Horn von Afrika, in Pakistan, Bangladesch und Afghanistan gewarnt. Anschläge auf touristische Anlagen, Sehenswürdigkeiten, öffentliche Gebäude, Flugzeuge und Flughäfen, andere Verkehrsanlagen und größere Menschenansammlungen seien aber auch in den europäischen Staaten, der Türkei, Australien, den USA und Kanada möglich. Bundesinnenminister Otto Schily hat gestern zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen an den deutschen Flughäfen angeordnet. Dort galten für amerikanische, britische und israelische Flüge bereits seit dem 11. September 2001 erhöhte Sicherheitsmaßnahmen. Verstärkte Personen-, Gepäck- und Frachtkontrollen gibt es jetzt auch bei spanischen Fluggesellschaften. Die Polizeipräsenz in den sicherheitsempfindlichen Bereichen wurde verstärkt.

„Bei uns läuft es weitgehend normal", sagte der Sprecher des Frankfurter Flughafens, Wolfgang Schwalm. Bis zum späten Vormittag waren insgesamt acht Flüge gestrichen, neben verschiedenen Lufthansa-Diensten auch die Frühmaschine der El Al aus Tel Aviv. Durch die verschärften Kontrollen kam es hier zu keinen Verspätungen. Am Münchner Flughafen war zunächst nur der Israel-Flug der Lufthansa annulliert. Verstärkte Sicherheitsbestimmungen galten hier auch für Airlines aus der Golfregion, sagte eine Sprecherin der Regierung von Oberbayern. Reisende müssten nach der zentralen Sicherheitskontrolle ebenso wie Transitpassagiere am Abfluggate mit stichprobenartigen Zusatzkontrollen rechnen. „Wir haben uns seit dem letzten Spätsommer mit einer möglichen Militäraktion in der Golfregion beschäftigt", sagte ein Lufthansa-Sprecher.

Bei allen Planungen habe die Sicherheit von Passagieren, Besatzungen und Flugzeugen höchste Priorität. Für zunächst zwei Monate hat die Lufthansa die Beschränkungen für die Umbuchung oder Rückerstattung von Tickets zu Sondertarifen für Reisen in den Nahen und Mittleren Osten, Israel, die Türkei, die USA und Kanada aufgehoben.

Die Lufthansa und Quantas leiten ihre Asienflüge über die Seidenstraße um. Das bedeutet, dass sie über den Himalaya fliegen müssen und zusätzliche Sauerstoffvorräte mit sich führen müssen. Andere Gesellschaften müssen große Umwege über Russland nehmen. British Airways hat seit gestern die Verbindungen von London nach Kuwait und Tel Aviv eingestellt. Tickets werden erstattet oder kostenlos auf einen späteren Zeitpunkt oder andere Airlines umgebucht. Die Air France hat gestern zunächst nur ihren Flug von Paris nach Amman gestrichen. Die Schweizer Swiss hatte bereits vor einigen Tagen ihre beiden Dienste nach Kairo wegen abrupt gesunkener Nachfrage vorübergehend aus dem Flugplan genommen. In Zürich wurde ein Krisenstab etabliert, die geplanten Flüge nach Dubai, Karachi, Abu Dhabi, Riad, Teheran, Tel Aviv sowie Luxor und Sharm Al Sheik könnten jedoch wie geplant stattfinden, hieß es. Thai Airways International strich die Landungen in Kuwait und Bahrain und nutzt sichere Lufträume. Singapore Airlines fliegt künftig nördlich der Türkei oder über das Rote Meer nach Europa. USA-Reisende wurden aufgefordert, mindestens drei Stunden vor Abflug am Airport zu erscheinen und können ihre Flüge zunächst bis zum 19. April umbuchen.

Rainer W. During

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