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Panorama: Der Volkszorn ist angefacht

Griechenlands Feuerwehren werden der Waldbrände nicht Herr – die Kritik an den Behörden wächst

Die Feuerstürme in Griechenland wüten weiter, die Feuerwehren und die inzwischen ebenfalls eingesetzten Streitkräfte bekommen die Krise einfach nicht in den Griff: Auch am Montag riefen Menschen aus eingeschlossenen Dörfern verzweifelt um Hilfe. Weil bei der Feuerwehr niemand ans Telefon ging, meldeten sich die Eingeschlossenen per Handy bei Athener Rundfunk- und Fernsehstationen: „Helft uns doch endlich, wo bleiben die Rettungshubschrauber?“, flehte ein Mann aus dem Dorf Frixa auf dem Peloponnes. Trotz des Einsatzes tausender Feuerwehrleute und Soldaten breiteten sich die Brände weiter aus. Über 80 neue Feuer wurden am Montag gemeldet, 28 davon stuften die Feuerwehren als besonders gefährlich ein. Die Zahl der Todesopfer stieg auf mindestens 63. Über 110 Dörfer sind bereits abgebrannt, mehr als 3000 Menschen wurden obdachlos. Tausende Familien haben ihre Existenz verloren. Für zahllose Menschen in den vom Feuer bedrohten Dörfern war es bereits die dritte Nacht des Schreckens. Hunderte Dörfer auf dem Peloponnes sind ohne Strom und Telefon, viele auch ohne Wasser.

Am Nachmittag musste die Kleinstadt Andritsena, einer der malerischsten Bergorte auf dem Peloponnes, evakuiert werden. Bei Olympia flammte ein bereits unter Kontrolle geglaubter Brand wieder auf. Hier hatte das Feuer am Sonntag auf den Bezirk des antiken Olympia übergegriffen und große Waldbestände vernichtet. Wie durch ein Wunder blieb das Museum von Olympia verschont. In der Umgebung von Olympia brannten mehrere Dörfer fast vollständig nieder. Mehrere Bewohner werden noch vermisst. Kritisch blieb die Lage auf der Insel Euböa östlich Athens. Hier waren am Sonntag fünf junge Männer, die sich als freiwillige Helfer an der Brandbekämpfung beteiligten, in den Flammen ums Leben gekommen.

An den Löscharbeiten beteiligen sich jetzt auch zunehmend ausländische Helfer. Im baden-württembergischen Laupheim starteten drei Hubschrauber der Bundeswehr zum Flug nach Athen. Ein Vorauskommando der Heeresflieger ist bereits seit Sonntag auf dem Luftwaffenstützpunkt Eleusis bei Athen.

Nach Angaben von Greenpeace haben die Waldbrände in Griechenland in diesem Sommer bereits 200 000 Hektar Wald, Buschland und landwirtschaftliche Anbauflächen eingeäschert. Zum Vergleich: 2006 brannten 14 000 Hektar ab. Über die Ursachen der Brandserie gibt es nur Spekulationen. Die Rekordtemperaturen dieses Sommers, die das Land ausgedörrt haben, und die stürmischen Winde der vergangenen Tage allein erklären die Katastrophe nicht. Seit Beginn der Waldbrandserie wurden 32 Personen unter dem Verdacht der Brandstiftung festgenommen. Am Montagnachmittag wurden zwei weitere Festnahmen vom Peloponnes gemeldet. Bei den Verdächtigen handelt es sich um Albaner. Anklage wurde nur in einem Fall erhoben: Ein Mann soll bei dem Ort Areopoli auf dem Peloponnes Feuer gelegt haben und muss sich nun wegen Totschlags verantworten.

Der Volkszorn wächst. Für Empörung sorgt, dass es nicht gelang, das Übergreifen der Flammen auf die jahrhundertealten Wälder von Olympia zu verhindern. Die Zeitung „Eleftherotypia“ brachte auf dem Titel das ganzseitige Foto einer rußgeschwärzten Statue im Bezirk des antiken Olympia, dahinter sieht man lodernde Bäume. „Unfähig!“ lautet die Schlagzeile. „Eleftheros Typos“ erschien mit dem Foto einer Säule von Olympia, dahinter eine schwarze Rauchwolke. Überschrift: „Der Untergang“.

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