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Die Fantastischen Vier treten im belgischen Eupen auf

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Panorama: Deutsch ist hip

Rap auf der Insel: Die Fantastischen Vier treten zum ersten Mal in der britischen Hauptstadt auf

Von Markus Hesselmann

Nicht jeder in London kennt Smudo. Jedenfalls nicht der kräftig gebaute Ordner, der gerade versucht, den Rapper der Fantastischen Vier von einer Mauer vor der Konzerthalle herunterzuholen. „Come on down, mate“, ruft der Mann und greift nach den Beinen des deutschen Popstars. In aller Ruhe macht Smudo weiter Fotos für das Tour-Tagebuch im Internet. Erst dann klettert er herunter. „Ich habe auf Zeit gespielt“, sagt er und grinst. Dann schlendert er entspannt durch die Masse der Fans, die vor dem „Forum“ im Nord-Londoner Stadtteil Kentish Town auf das Konzert der Band warten.

Es ist der erste Auftritt der Fantastischen Vier in Großbritannien. Biberach, Wunsiedel, London – sie wollten mal Orte besuchen, an denen sie noch nicht waren, heißt es in der Tourankündigung. „London da unterzubringen war ein Trick“, sagt Smudo vor dem Konzert. „Ich habe immer die internationalen Rockstars beneidet mit ihren Taschen voller Dollars und Pfund. Das wollten wir mit diesem Auftritt mal nachbilden.“

Für die deutschen Rapper ist der London-Trip vor allem ein großer Spaß. Den angelsächsischen Markt haben sie jetzt nicht im Blick. Denn dazu müssten sie englisch rappen. „Das wäre absurd“, sagt Smudo. „Deutsch ist meine Sprache. Ich kann auf Englisch nicht von meinem Leben erzählen.“ Deutsche Bands, die englisch singen, machten das nur „aus betriebswirtschaftlichen Gründen“. Haben sich denn die Fantastischen Vier für den Abend in der Hauptstadt des Pop gar nichts Besonderes ausgedacht? „Doch, wir werden durchgehend auf Englisch moderieren.“

„Good evening, ladies and gentlemen, we are The Fantastic Four“, schallt es bald darauf von der Bühne des alten Jugendstil-Theaters. Rund 2000 Fans gehen vom ersten Beat an mit. Das „Forum“ ist ausverkauft. Das Konzert wird eine wunderbare Parodie auf internationales Entertainment. Las Vegas trifft Biberach. Die Fantastischen Vier bieten ihren Fans eine gute Mischung aus Neuem und Bewährtem. „This is a song we did with a friend from London – Höböt.“ Dann kommt „Einfach sein“, das Stück, das die schwäbischen Rapper zusammen mit dem Wahl-Londoner Herbert Grönemeyer gemacht haben.

„Zwei Drittel Deutsche und ein Drittel englische Freunde und Freundinnen von Deutschen.“ Das war Smudos Prognose vor dem Konzert. Sie kommt ungefähr hin. Von den rund 60 000 Deutschen, die in London leben, sind jedenfalls eine Menge da. Eddie O’Beirne gehört zu Smudos anderem Drittel. Er kennt Kraftwerk und Rammstein. Und er war beim Londoner Konzert von Wir sind Helden. „Das war einfacher, die Refrains sind einprägsamer“, sagt Eddie O’Beirne.

Marguerite Masson ist aus Paris zum Konzert nach London gekommen. Am frühen Nachmittag hat sie sich in den Eurostar gesetzt und ist durch den Kanaltunnel gefahren. Ein Sprachproblem hat die Französin nicht. „Ich habe lange in Stuttgart gelebt“, sagt sie in akzentfreiem Deutsch. „Es ist toll, die Jungs mal wieder zu sehen.“ Sie hatte sich gerade die Karte für London gekauft, als dann auch ein Pariser Konzert angekündigt wurde. Sei’s drum. „Paris – London. Das ist doch fast wie mit der Straßenbahn.“

Auch die Superfans sind da. Marion Gronewald ist seit 15 Jahren dabei. Dreißig Konzerte hat sie schon gesehen. Auf der jetzigen Tour schaut sie sich zehn weitere an. London ist da Pflicht. Am liebsten wäre sie am nächsten Tag gleich weiter nach Hagen gefahren, zum nächsten Auftritt der Fantastischen Vier. „Aber nur für ein Konzert nach London zu kommen, das ist ja Banane“, sagt Marion Gronewald. Jetzt lässt sie Hagen Hagen sein und macht noch Sightseeing in London. Big Ben, Buckingham Palace – das volle Programm.

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