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Ein Besucher tunkt am Sonntag bei der Deutschen Grill- und BBQ-Meisterschaft in Hennef (Nordrhein-Westfalen) ein Stück Wurst in einen Brunnen mit Currysoße. Ingesamt brutzelten rund 40 Teams um den Titel.

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Deutsche Grill- und BBQ-Meisterschaft in Hennef: Die Hölle für Vegetarier

Currywurst-Brunnen und Nürnberger in Tannenzapfen-Optik: Die besten Grilleure der Republik haben bei der Deutschen Grillmeisterschaft alles gegeben. Die Männer brutzeln, die Frauen spülen. Ausstieg aus der Kohle? Vollkommen undenkbar.

Für Vegetarier wäre es die Hölle, für eingefleischte Griller ist es das Paradies: Dicke Rauchschwaden ziehen über das ganze Gelände, überall duftet es nach Geröstetem, Würstchen und Steaks. „Tempo, Tempo, Leute“, ruft Mario Bossenberger seinem Team zu. Die FBI Flaming Brothers aus Marburg sind mit sieben Grills und einem Currywurst-Brunnen ins nordrhein-westfälische Hennef zur Deutschen Grill- und BBQ-Meisterschaft angereist. Die Konkurrenz wollen sie unter anderem mit Hessischer Bratwurst an Sauerkraut und grüner Soße ausstechen.

Doch Sauerkraut im Sommer? „Das geht immer“, sagt Bossenberger und stochert in der Kohle. „Die Hauptsache, die Wurst ist auf den Punkt.“ Diese Formulierung hört man an diesem Sonntag bei fast jedem der rund 40 teilnehmenden Teams. Was genau „auf den Punkt“ heißt, möchte jedoch keiner preisgeben. Die Nervosität ist zu spüren. Die Nerven liegen blank. Die Temperatur ist hoch - nicht wegen des guten Wetters, sondern wegen der Dutzenden Marken-Hightechgrillgeräte in schickem Schwarz oder Guss-Optik, mit Lichtquelle, Gourmet-BBQ-System und mindestens drei Feuerboxen. Vom Ausstieg aus der Kohle möchte hier niemand etwas hören. „Gas ist für mich ein absolutes No Go“, sagt Volker Drautz aus Heilbronn. Er gehört zum Team Natural Born Griller und überwacht gerade die Wurst hinter der Glashaube seines Modells Texas - ein Grill, der aussieht wie eine kleine Dampflok. „Kostet rund 15.000 Euro. 600 Portionen sind damit locker machbar“, sagt Drautz.

Michael Schneider von den Smoking Cowboys bestreicht Spieße mit Marinade.
Michael Schneider von den Smoking Cowboys bestreicht Spieße mit Marinade.

© dpa

Seine Frau dekoriert derweil die Teller für die Jury mit Chicorée und Petersilie. In wenigen Minuten schauen die Tester bei den Heilbronnern vorbei. Dass Grillen eine Männerdomäne ist und sich Frauen um die Beilagen kümmern, haben Wissenschaftler hinreichend analysiert. „Wir machen all das, was anfällt“, geben zwei Frauen der Smoking Cowboys zu. „Hauptsächlich schnippeln und spülen.“ Der nächste Gang, den die Würzburger den Testern vorsetzen wollen, ist fleischlos. Es gibt Auberginen-Tapenade, geschmortes Gemüse in türkischem Fadenteich und gebratenes Kichererbsen-Mousse. „Auch Vegetarisches hat beim Grillen seine Berechtigung“, sagt Cowboy Michael Schneider. Als Ergänzung also - oder wie er es ausdrückt: „Fleisch ist wie ein Frauenkörper. Trotzdem braucht man Dessous.“

Der Stand der Cowboys ist rappelvoll, die Besucher scheinen solche Sprüche zu mögen, und auch das Drumherum: Die Truppe aus Franken hat mit Abstand die kreativste Kulisse, eine Art Saloon mit Schwingtür und Stühlen aus Pferdesätteln. Diese Inszenierung bringt den amtierenden Deutschen Grillmeister Michael Hoffmann jedoch keinesfalls aus der Ruhe. „Hatten wir auch alles schon. Sogar mit Kaktus davor“, sagt er und winkt ab. „Wir konzentrieren uns lieber auf das Wesentliche.“ Sein Team Gutglut hat soeben Nürnberger in Tannenzapfen-Optik gezaubert, natürlich weniger braun. Bewunderung der Besucher gibt es jedoch vor allem für den Currywurst-Brunnen des Marburger Teams. Hier darf man auch probieren und alles ist kostenlos. Die Soße sprudelt, die Pieker gehen weg wie „geschnitten Brot“ und auch das ist bald nicht mehr da.

„Das ist schon ein ganz eigener Mikrokosmos hier“, sagt Besucher Alex aus Köln. Der promovierte Chemiker ist leidenschaftlicher Griller und stets auf der Suche nach dem perfekten Stück Fleisch. Für ihn hat Kochen sehr viel mit Chemie zu tun. „Hitze, Feuer, Reaktion.“ Der Meinung ist auch Jurorin Anja Meister aus der Pfalz. In ihrer Freizeit bewertet sie Fleisch, von Beruf ist sie Chemielaborantin. „Das gehört auf jeden Fall zusammen“, sagt sie. An diesem Sonntag muss sie sich im Schnitt durch zwölf Gänge essen. Am Abend wird sie nur noch eines fühlen, da ist sie sicher: „Totale Völle.“ (dpa)

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