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Panorama: Deutsche in Tansania: Warten auf die Freiheit

"Wann kommt Mama nach Hause?", löchern der vierjährige Lucky und der siebenjährige Tell immer wieder ihre Oma im nordrhein-westfälischen Burbach.

"Wann kommt Mama nach Hause?", löchern der vierjährige Lucky und der siebenjährige Tell immer wieder ihre Oma im nordrhein-westfälischen Burbach. Und dann erklärt der Jüngere der beiden, er werde nach Tansania fliegen und die Polizisten hauen, die seine Mutter so lange im Gefängnis festhalten. Die beiden Jungen sind zwei der vier Kinder der Deutschen Kerstin Cameron, die in der Stadt Arusha nun schon seit fast einem Jahr im Gefängnis wartet. Auf ihre Freilassung, sagt sie. Denn die 40-Jährige, die seit drei Wochen wegen Mordes an ihrem Mann vor Gericht steht, pocht auf ihre Unschuld.

Der Prozess, den Beobachter eigentlich als "eine klare Sache von fünf Tagen" eingeschätzt hatten, zieht sich in die Länge. "Die Anspannung wächst, aber das Wissen um Kerstins Unschuld macht uns stark", sagt ihr Vater Gerald Lösser. Lösser, der mit seiner Familie fast sein ganzes Leben in Afrika gelebt hat, wohnt seit der Verhaftung seiner Tochter in ihrem leeren Haus in Arusha. Jeden morgen um 6.15 Uhr klingelt der Wecker bei dem fast 70-Jährigen. Seit elf Monaten beginnt sein Tag mit der Zubereitung eines Obstsalats. Mit einer Thermoskanne gekochten Wassers bringt er das Frühstück in den kargen Trakt des Frauengefängnisses.

In der 1,20 mal 2,40 Meter großen Besenkammer, die zwischen den vier vollgepferchten Massenzellen "schon der pure Luxus ist", wie Lösser sagt, sitzt seine Tochter seit vergangenem Mai. Sie soll ihren aus Neuseeland stammenden Mann Cliff Cameron am 4. Juli 1998 umgebracht haben. Der starb in ihrem Schlafzimmer durch einen Schuss in den Kopf. Alle Umstände und vier Polizeibefunde sprechen für Selbstmord. Doch auf Drängen von Camerons Familie nahm die Staatsanwaltschaft die Verfolgung seiner Frau wieder auf. Freunde hatten der Pilotin geraten, einfach in ihrer Chartermaschine davonzufliegen. Doch Kerstin Cameron wollte nicht fliehen. "Warum, ich habe doch nichts verbrochen", sagte sie.

Vor zwei Wochen wollte sie das Gefängnis bereits verlassen haben. Prozessbeobachter hatten ihr eine fünftägige Verhandlung prophezeit. Doch die Zeugenvernehmung musste mehrfach unterbrochen werden. Zuletzt eine Woche, weil die Familie Cliff Camerons einen Psychiater aus den USA einfliegen ließ. Nun fünf Tage aus Personalgründen des Gerichts. "Doch egal wie lange, ich bleibe bei meiner Tochter, bis alles überstanden ist", sagt der Vater. Seine Frau mit den beiden Enkeln in Burbach hofft täglich auf die gute Nachricht aus Tansania.

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