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Panorama: Deutsche über 50 sehen schwarz

Emnid-Umfrage über Zukunftserwartungen

Sport, Sex, soziale Kontakte — das alles stimmt bei den über 50-Jährigen in Deutschland. Sie sind mit ihrer Wohnsituation zufrieden, fühlen sich finanziell und gesundheitlich gut versorgt und blicken optimistisch in ihre persönliche Zukunft. Dass es ihnen so gut geht wie keiner anderen Altengeneration zuvor, bestätigt auch die Studie „Internationale Einschätzung der persönlichen Zukunft im Alter“, die TNS Emnid im Auftrag der Marseille-Kliniken AG durchgeführt und gestern in Berlin vorgestellt hat. Für die Studie befragte Emnid Menschen über 50 in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien und Polen und bat sie, ihre persönliche Zukunft und die der älteren Bevölkerung allgemein einzuschätzen.

Sollen die Deutschen Letzteres tun, ist es mit allem ungewohnten Optimismus auch schon wieder vorbei. Zwar sind die Erwartungen der Europäer an die Zukunft insgesamt sehr negativ, doch die Deutschen führen das Feld der Pessimisten an. „Nahezu depressiv“ ist für Emnid-Geschäftsführer Klaus Peter Schöppner die Einschätzung der über 50-Jährigen in den Bereichen „soziale Absicherung allgemein“, „Pflege“ und „wirtschaftliche Situation“. Während Spanien in der Frage der Gesundheitsversorgung im internationalen Vergleich deutlich führt, schneidet Deutschland hier am schlechtesten ab. Auch die staatliche Absicherung im Pflegefall sehen die Deutschen äußerst kritisch. Sie liegt sogar noch hinter der Beurteilung „Schutz vor Kriminalität“. In beiden Fragen schneidet Frankreich am besten ab.

„Die Deutschen neigen zu Übertreibungen – im Guten wie im Schlechten“, kommentierte der Leiter des Bonner Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft, Meinhard Miegel, die Ergebnisse der Studie. Doch letztendlich sei die Einschätzung berechtigt. „Wohlstand wird bedeuten, dass Millionen von Menschen abends schmerzfrei ins Bett gehen können“, beschrieb der Sozialwissenschaftler seine Vision der sozialen Sicherungssysteme. Eine pessimistische Einschätzung könne aber durchaus auf positive Veränderungen hinwirken. „In Deutschland hat man einfach schon mehr begriffen als in anderen Ländern, die mit denselben Fragestellungen konfrontiert sind. Hier wird eine relativ offene Diskussion geführt. Allerdings müssten die Erkenntnisse auch Handlungen nach sich ziehen.“

Für Miegel gehört dazu in erster Linie eine stärkere Einbindung älterer Menschen in den Arbeitsmarkt. Dort sieht er bereits Bewegung. „Einige große Unternehmen sind intensiv damit beschäftigt, ihre Mitarbeitersituation zu analysieren mit dem Ziel, ältere Mitarbeiter weiter zu binden. In den nächsten Jahren werden viele Unternehmen feststellen, dass ihnen die Nachwuchskräfte ausgehen, und sich dementsprechend umstellen.“

Auch Klaus Peter Schöppner forderte eine längere Einbeziehung des Einzelnen ins Arbeitsleben. „Die Alten müssen sich als Nutzwert statt als Belastung empfinden.“

Meike Fries

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