zum Hauptinhalt
Wie steht's um uns Deutsche in Europa? Helmut Schümann umrundet unser Land mit dem Rucksack auf dem Rücken.

© privat

Deutschland drumherum (37): Sprachengewirr im Mittelfeld

Helmut Schümann trifft bei seiner Umrundung Deutschlands in Belgien auf den Vorstand des HSV-Fanklubs Ostbelgien und stellt fest, dass Fußball nicht nur grenzüberschreitend, sondern auch grenzauflösend sein kann.

Eigentlich hatte sich der Wanderer vorgenommen, mit Übertritt in die Niederlande ein bestimmtes Wort aus Gründen der Pietät nicht zu benutzen. Aber nun bin ich bei meiner Umwanderung Deutschlands in den Niederlanden angekommen, und Fußball ist doch ein Thema. Nicht in Holland, bewahre, aber im grenznahen Gebiet Belgiens. Ostbelgiens genauer, und das ist zu einem großen Teil deutschsprachig.

Reiner Mackels ist Schlosser aus Elsenborn. Mackels war oft schon in Deutschland, ist viel auf Montage, erzählt Geschichten von überheblichen und pedantischen Deutschen, mag sie aber eigentlich. Am Heck seines Autos hat er einen Aufkleber angebracht, HSV, der Hamburger SV, Fußball-Bundesligist mit ruhmreicher Vergangenheit und dürftiger Gegenwart.

„Ich bin Vorstand des HSV-Fanklubs Ostbelgien“, sagt Mackels, und als er den leicht belustigten Blick wahrnimmt, schiebt er überzeugend hinterher, „ey, wir haben 250 Mitglieder.“ Dass der Fußball grenzüberschreitend ist, ist eine banale Erkenntnis, dass er grenzauflösend ist hier in Ostbelgien, ist weniger banal. „Die ganze Bundesliga ist hier in Fanklubs vertreten, die meisten hat der FC“, sagt Mackels, gemeint ist der FC aus Köln, genug davon.

Rainer Mackels hat auch eine Lösung für den nicht ganz so erfolgreichen belgischen Fußball. „Unser Problem ist“, sagt er, „dass wir uns ja nicht einmal einig sind, welche Sprache wir sprechen wollen in Belgien. Wenn dann der Abwehrspieler deutschsprachig ist und dem Flamen im Mittelfeld etwas zuruft, muss der sich das erst mal übersetzen. Und wenn das vollbracht ist, und er immer noch den Ball hat, spielt er weiter zum französisch sprechenden Mittelstürmer. Bis der den Flamen für sich verstanden hat, hat sich der Gegner den Ball längst geschnappt und unserem rheinisches Platt sprechenden Torwart ins Tor gehauen.“

Mackels sieht mein Grinsen und sagt: „Das Beste, wir lösen Belgien auf, ihr erhöht den Solidarbeitrag und baut damit Ostbelgien als nächstes deutsches Bundesland auf.“ Jetzt grinst er selber. Aber testen, ob der Vorschlag in Belgien nicht mehrheitsfähig ist, möchte ich lieber nicht. Auf nach Holland, und die Pietät wahren.

Helmut Schümann umrundet derzeit Deutschland – manchmal mit dem Bus, manchmal im Regionalzug, aber meistens zu Fuß.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false