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Wie steht's um uns Deutsche in Europa? Helmut Schümann umrundet unser Land mit dem Rucksack auf dem Rücken.

© privat

Deutschland drumherum (41): Nur kein Bahn-Bashing

Auf seinem Weg rund um Deutschland herum muss unser Kolumnist Helmut Schümann ein Teilstück mit der Deutschen Bahn zurücklegen - was alles andere als erfreulich verläuft. Bashen gegen die Bahn und ihre freundlichen Mitarbeiter will er trotzdem nicht.

Ein Blick auf Deutschland. Von Deutschland aus. Das soll jetzt kein Bahn-Bashing werden, die Leute bei der Bahn arbeiten hart genug, das soll eine Beschreibung sein. Bahn-Bashing ist wohlfeil. Die See hat eine Bahnfahrt bei dieser Umrundung Deutschlands nötig gemacht. Über die See bin ich nämlich nicht nach Dänemark gekommen. Im Einzelnen: Von Delfzijl nach Groningen durchgekämpft, das geht zu Fuß. Von Groningen nach Leer in Ostfriesland gefahren. Das klappt gut und leidlich pünktlich. Es ist keine Zeit mehr, ein Ticket zu lösen bis Niebüll oder bis Tonder in Dänemark, aber das Zugpersonal der Deutschen Bahn ist freundlich und erhebt keinen Zuschlag, kann allerdings keine Tickets zum Zielbahnhof lösen, auch nicht nach Niebüll, der Computer streikt, ich löse ein Ticket bis Bremen.

Auch ist der Zug überfüllt. In Bremen habe ich eineinhalb Stunden Aufenthalt für den Zug nach Hamburg-Altona. Das sollte reichen, um ein Ticket nach Niebüll im Reise-Center zu kaufen. Ich ziehe eine Nummer. Die Zeit reicht nicht, weil immer wieder Menschen kommen, die auf den Nummernknopf für die Auslandstickets drücken, solche Menschen werden bevorzugt behandelt. Am Automaten schaffe ich es im dritten Anlauf, ein Ticket nach Niebüll zu ziehen.  Ich nehme mir vor, die paar Kilometer, etwa zehn, bis Tonder zu Fuß zu laufen, wenn ich vor 19:00 Uhr in Niebüll bin.

Der Zug in Bremen nach Hamburg-Altona wird mit fünf Minuten Verspätung angekündigt. Dann mit zehn Minuten. Auch wird angezeigt, dass zwei Waggons fehlen. Der Wagen 10 und der Bistro-Wagen. Ich kaufe mir einen Schokoriegel, das Abendessen wird ausfallen.  Im Zug sind keine Sitzplätze mehr, ich stehe. Das ist nicht schön für einen müden Wanderer, das ist wirklich nicht schön. Der Zugbegleiter sagt, dass sich die da oben im Management die Taschen voll machen, er und seine Kollegen aber am Rande des Nervenzusammenbruchs seien, weil sie solche Situationen täglich erleben.

Und den Anschluss nach Niebüll? „Nein, den schaffen wir nicht“.  In HH-Hbf sagte er, dass die Reisenden nach Niebüll sitzen bleiben sollen, weil sie in HH-Dammtor aussteigen müssen, um dort bis Elmshorn zu fahren, um dort den Zug nach Niebüll zu erreichen. Der Mann hatte recht, er hat einen guten Job gemacht. Und mir graust davor, demnächst wieder auf die Deutsche Bahn angewiesen zu sein. Bitte, das war kein Bahn-Bashing, nur eine Zustandsbeschreibung.

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