zum Hauptinhalt
Europa

© AFP

Panorama: Deutschland soll ein Licht aufgehen

„Licht aus“ als Demonstration für den Klimaschutz – um 20 Uhr heute Abend für fünf Minuten.

Berlin - Mit Protesten, Demonstrationen und einer internationalen „Licht aus“-Aktion wollen zehntausende Menschen in zahlreichen Ländern an diesem Samstag den Weltklimaschutztag begehen. Umweltschützer, Kirchen und andere Gruppen haben in einer Allianz zum Aktionstag in Deutschland aufgerufen. Damit wollen sie den Druck auf die Bundesregierung zur Verbesserung des Klimaschutzes erhöhen. Zentrale Kundgebungen sind in Berlin und Neurath bei Düsseldorf geplant. Auch in etlichen anderen Ländern wie in Großbritannien, Norwegen und Kanada soll es größere Aktionen geben.

Bei der „Licht aus“-Aktion sollen am Samstagabend um 20 Uhr möglichst viele Menschen ihre Lichter für fünf Minuten ausschalten. „Wir appellieren an die Regierungen weltweit, die Schutzmaßnahmen gegen den bedrohlichen Klimawandel deutlich zu verstärken“, sagte Greenpeace-Experte Andree Böhling am Freitag. „Wir rechnen damit, dass am Samstag weltweit mehr als 100 000 Menschen auf den Straßen sein werden.“ Nötig sei ein „starkes Signal“ an die UN-Klimakonferenz auf der indonesischen Insel Bali.

Eine zentrale Forderung bei der Aktion ist, den Bau von 24 geplanten Kohlekraftwerken zu verhindern. Umweltminister Gabriel geht nur von neun solcher Vorhaben aus. Der frühere UN-Umweltdirektor Klaus Töpfer unterstützt die „Licht aus“-Aktion.

Nicht nur deutsche Umweltverbände, auch die Stromunternehmen bereiteten sich auf die Aktion vor. Diese könnte nach Aussagen der Energiebranche zu Stromausfällen in Deutschland und europäischen Partnerländern führen. Die Netz- und Kraftwerksbetreiber sind besorgt über massive Leistungsschwankungen, falls etwa zehn Millionen Haushalte fast gleichzeitig das Licht aus- und fünf Minuten später wieder einschalten. Ein Vattenfall-Sprecher erklärte, warum die Gefahr eines europaweiten Stromausfalls besteht. Die Kraftwerke richten ihre Leistung immer nach dem aktuellen Verbrauch. Solange es sich um kleine und erwartbare Schwankungen im Alltag handelt, wird die Kraftwerksleistung automatisch ausbalanciert. Eine schlagartige Senkung des Verbrauchs würde dazu führen, dass der hohen Kraftwerksspannung keine entsprechende Abnahme mehr gegenübersteht. Es käme zu schlagartigen Kraftwerksabschaltungen, alle Sicherungen würden durchbrennen.

Da die Aktion vorhersehbar ist, werden Experten der Stromerzeuger „per Hand“ dafür sorgen, dass es nicht zu unvorhergesehenen Abschaltungen kommt. Der Vattenfall-Sprecher zeigte sich zuversichtlich, dass der Konzern das Problem in den Griff bekommen wird.

Die Aktion „Licht aus“ wird kaum dazu führen, dass Strom billiger wird. Zwar sinkt dadurch der Verbrauch ein bisschen, aber auf die Jahresrechnung hat das kaum einen Einfluss. Der Stromtarif an sich wird nicht tangiert. Die Stromerzeuger haben feste Kosten, die sich durch eine geringfügige Verbrauchssenkung nicht verändern. Im Gegenteil: Sollte es durch die Aktion technische Probleme geben, die zusätzliche Kosten verursachen, dann gingen diese Kosten in die Kalkulation ein, die Rechnung bezahlt in jedem Fall der Verbraucher. Tsp/os

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false