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Panorama: Die anhaltend heißen Temperaturen forderten schon 237 Tote

Sechs Bundesstaaten wurden zu Katastrophengebieten erklärt - die Ostküste ist von einem hundertprozentigen Ernteausfall betroffenRobert von Rimscha Während in Ost- und Südostasien Überschwemmungen das Land verheeren, hat Amerika in diesem Sommer das umgekehrte Problem: Trockenheit. Sechs Bundesstaaten sind zu Katastrophengebieten ausgerufen worden, weil über 50 Prozent der ortsüblichen Niederschläge ausgeblieben sind.

Sechs Bundesstaaten wurden zu Katastrophengebieten erklärt - die Ostküste ist von einem hundertprozentigen Ernteausfall betroffenRobert von Rimscha

Während in Ost- und Südostasien Überschwemmungen das Land verheeren, hat Amerika in diesem Sommer das umgekehrte Problem: Trockenheit. Sechs Bundesstaaten sind zu Katastrophengebieten ausgerufen worden, weil über 50 Prozent der ortsüblichen Niederschläge ausgeblieben sind. Schon ab zehn Prozent Wassermangel sprechen US-Meteorologen von "Dürre". Diesmal fehlen durchschnittlich 35 Zentimeter Niederschlag - die zweitschlimmste Trockenheit des Jahrhunderts.

Die jüngste Hitzewelle in den USA ist zwar in den vergangenen Tagen verebbt. Zurück blieben indes trockene Felder, nur kniehoher Mais und abgefallene Baumwoll-Blüten. Die sechs am schlimmsten getroffenen Bundesstaaten liegen an der Ostküste. Hier sind die meisten Farmen kleinere Familienbetriebe, nicht riesige Agrar-Industrien wie in den Prärie-Staaten. Was die angebauten Produkte betrifft, sind Baumwolle, Mais und Sojabohnen am härtesten betroffen. In einigen Kreisen wird mit hundertprozentigem Ernteausfall gerechnet. "Es ist eine sehr ernste Lage", sagte US-Landwirtschaftsminister Dan Glicksman am Dienstag bei einer Senats-Anhörung. Die Dürre hat mit dem doppelten Wetterphänomen "El Nino" und "La Nina" zu tun. Kältere Strömungen im Pazifik verschieben den Jet-Stream, die wellenförmige Haupt-Durchzugs-Richtung für Schön- und Schlecht-Wettersysteme, weit nach Norden. Für die karibiknahen US-Bundesstaaten heißt dies, dass mehr Hurrikane als in üblichen Jahren vorhergesagt werden. Für Staaten wie Pennsylvania, Maryland und Virginia bedeutet "La Nina", dass seit einem Jahr weit weniger Regen fällt als normal.

Wegen der Dauer des Wetter-Phänomens helfen auch ausgiebige Regengüsse in den nächsten Wochen nicht. Und auch ganz andere US-Gegenden sind von der Dürre betroffen. 2,5 Millionen Morgen Land sind in diesem Sommer schon zum Raub von Waldbränden geworden. Dies ist doppelt so viel wie üblich. Die Hälfte des abgebrannten Wald- und Wiesenlandes liegt in Alaska. Die aktuelle Hitzewelle, die am vergangenen Wochenende nach 20-tägiger Dauer endete, hat auch menschliche Opfer gefordert. Der Tod von 237 Amerikanern in 21 Bundesstaaten wird auf die Temperaturen bis 42 Grad zurückgeführt. Besonders hart traf es den Großraum Chicago, wo es die Hälfte der Toten zu beklagen gab. Einen Rekordsommer hat Amerika indes bislang nicht erlebt. 1993 starben 500 Menschen allein in Chicago an der Hitze. 1998 hatte Zentral-Texas 24 Tage lang 40 Grad Celsius erdulden müssen.

Immer wieder während der vergangenen Wochen mussten Rot-Kreuz-Helfer Alte und Arme aus glutheißen Wohnungen bergen. Viele stellten aus Angst vor den hohen Kosten ihre Klimaanlagen nicht an. Jene Millionen, die es taten, brachten die Stromversorger zum Verzweifeln. In den vergangenen Wochen wurde in Spitzenlastzeiten so viel Energie verbraucht, wie es die Elektrizitätswerke erst für das Jahr 2005 prognostiziert hatten.

Vielerorts wurde es aufgrund des Wassermangels untersagt, den Rasen zu spritzen. Amerikaner behelfen sich in solchen Notlagen seit Jahrzehnten mittels einer ebenso simplen wie in Europa unbekannten Methode. Rasen, der braun wird, bekommt grüne Farbe übergespritzt. Beim nächsten Regen wäscht die sich wieder heraus. © 1999

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