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Panorama: Die Bolzer des Heiligen Vaters

Von Thomas Migge, Rom Es bolzten die Vatikanischen gegen die Italienischen. Spielort war Forl.

Von Thomas Migge, Rom

Es bolzten die Vatikanischen gegen die Italienischen. Spielort war Forl. Die Nationalmannschaft des Heiligen Stuhls kämpfte mit der Nationalauswahl des italienischen Heeres bei einem Freundschaftsspiel um den Sieg. Anders als erwartet gewann die Vatikan-Elf. Selbst die angesehene Kickerpostille „Corriere dello Sport“ widmete diesem Spiel eine halbe Seite und würdigte die Mannschaft aus dem Kirchenstaat als „reif für die italienische Liga".

So weit wird es aber nicht kommen, denn auch wenn fast alle Spieler der Vatikanmannschaft einen italienischen Pass besitzen so repräsentieren sie doch einen ausländischen Staat – den Heiligen Stuhl. Einen Staat, in dem wie überall auf der Welt Fußball gespielt wird. Es gibt zwar keinen Fußballplatz – dafür reicht das Territorium nicht aus – aber man verfügt über Spielplätze außerhalb, zumeist auf extraterritorialem Gelände des Kirchenstaats. Oberster Fussballfunktionär hinter den leonischen Mauern ist Sergio Valci. „Wir haben hier bei uns sogar eine Meisterschaft“, erklärt er und zeigt stolz die vielen Pokale in seinem Büro, nicht weit vom Papstpalast entfernt.

„Allerdings spielen wir hauptsächlich in Hallenstärke, also mit fünf Mann pro Mannschaft". Das liegt daran, „dass wir mehr Hallen als Fußballplätze zum Trainieren haben, aber unsere Nationalmannschaft hat natürlich elf Kicker". Bei der letzten Meisterschaft traten ganze 17 Mannschaften gegeneinander an. Auch wenn sie nur jeweils fünf Spieler haben, sind das immerhin 85 Fußballer, die einen Großteil ihrer Freizeit dem runden Leder widmen.

Sergio Valci ist Abteilungsleiter im vatikanischen Gesundheitsdienst. Aus Freude am Fußball betreut er ehrenamtlich alle Mannschaften, organisiert die Spiele und die Meisterschafte. Nicht selten tritt die vatikanische Nationalmannschaft auch gegen Mannschaften aus Pilgern an. In der Regel kommt es dazu, so Valci, „weil Pilgergruppen von unseren Aktivitäten wissen und schon Monate im voraus mit uns die Treffen organisieren".

Seit 29 Jahren werden jedes Jahr Meisterschaften im Vatikan ausgetragen. Noch bis vor wenigen Jahren befürchtete Valci, dass es mit den Bolzern des Heiligen Vaters ein trauriges Ende nehmen würde: immer älter und immer müder waren die Spieler. In den letzten drei Jahren sind viele Angestellte in Pension gegangen. Ihre Nachfolger sind jung, männlich und, wie kann es anders bei Italiener sein, fußballbegeistert. Frauenmannschaften gibt es keine.

„Im Heiligen Jahr vor zwei Jahren haben wir darüber nachgedacht, ob auch unsere Frauen die Möglichkeit haben sollten mitzuspielen“, verrät der päpstliche Fußballfunktionär. „Aber wissen Sie: wir haben zu wenig Frauen hier, ich meine Laien, denn die Nonnen zu fragen, ob sie Fußball spielen wollen, das ist doch undenkbar".

Seit einigen Jahren spielen im Kirchenstaat nicht mehr nur Mannschaften gegeneinander, die sich nur aus den Mitgliedern eines Büros oder einer Kongregation zusammensetzen. Auch wenn die Schweizergarde, die Biblioteca Vaticana und die Gendarmerie immer noch eifersüchtig darüber wachen, dass ihre Mannschaften nur aus ihren eigenen Angehörigen bestehen, so finden sich doch immer öfter gemischte Teams.

Nicht alle Mannschaften können regelmäßig an den jährlichen Meisterschaften teilnehmen. Die Schweizergarde zum Beispiel. Ihre Mitglieder müssen in Sachen Fußball oft aussetzen, weil sie einfach zu viel zu tun haben. Wie im Heiligen Jahr 2002. Damals hatten die Gardisten den Papst bei den vielen Veranstaltungen rund um die Uhr zu bewachen. An Fußball war dabei leider gar nicht zu denken.

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