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Panorama: Die Enkel hören HipHop

Auf Kuba kennen nicht viele den Buena Vista Social Club

Für die Europäer und Nordamerikaner verkörpern Rubén Gonzales und der Buena Vista Social Club das authentische Kuba. Auf Kuba kennt sie dagegen kaum jemand. Dort hört man moderne Musik, was überhaupt nicht in die Gefühlwelt der Europäer und in das Bild, das sie von Kuba haben, passt. Dass es in Havanna zur Beerdigung von Rubén González einen langen Trauerzug geben wird, ist daher eher unwahrscheinlich. Denn der Pianist gehörte einer längst vergangenen Epoche an. Die Kubaner feiern andere musikalische Helden. Zum Beispiel den Sänger Polo Montañez aus dem ländlichen Westen der Insel. Er besaß die Bodenständigkeit eines arbeitsamen Bauers auf den Tabakfeldern, der seine Gefühle mit robusten Arrangements, TresGitarre und einer guten Stimme zum Ausdruck brachte. „Guajiro Natural", sein Debütalbum, landete vor zwei Jahren im Handumdrehen auf Platz eins der kubanischen Hitparade. Als er im November 2002 plötzlich bei einem Verkehrsunfall starb – Montañez hatte getrunken und keinen Führerschein – löste das eine Art nationale Tragödie aus: Zehntausende pilgerten zu seiner Beisetzung. Fragt man dagegen einen Taxifahrer in Havanna nach Rubén González oder Ibrahím Ferrer, erntet man nur Achselzucken. Die alte Garde der kubanischen Musik führt auf der Zuckerinsel ein Schattendasein. Das gilt auch für den Jazz. Was die Leute dagegen hören, ist moderner harter Salsa von jungen Musikern – und, so sehr das den in alles Alte verliebten Europäer auch schmerzen mag: HipHop. ror

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