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Panorama: Die Fürstenhaus AG

Zum 200. Geburtstag Liechtensteins organisiert das Staatsoberhaupt eine Imagekampagne

Die Kanonen an den Burgmauern zielen noch immer ins Rheintal und auf die eigenen Untertanen. Drinnen wallen Gobelins an den kargen Mauern. Ausgestopfte Hirschköpfe glotzen aus Glasaugen auf das Grüppchen, das sich um den Couchtisch aus Glas und Messing versammelt hat. Empfang im Fürstenhaus zu Liechtenstein: Erbprinz Alois hat auf ein Glas ins Schloss Vaduz geladen. Die Charmeoffensive des Herrschers ist inoffizieller Teil der Jubiläumsstrategie: Sein „Ländle“ ins rechte Licht zu rücken. 200 Jahre Souveränität feiert das Minireich, das sich zwischen Österreich und die Schweiz ins Rheintal quetscht. Am 12. Juli 1806 trat Liechtenstein nicht ganz freiwillig dem von Napoleon kreierten Rheinbund bei. Der Jahrestag ist auch kein Feiertag. Das Volk arbeitet – anders als am 15. August, dem Vorabend des Geburtstags von Österreichs früherem Kaiser Franz Joseph.

Vor zwei Jahren hat Alois die Regierungsgeschäfte von Vater Hans-Adam übernommen, der formell noch Staatsoberhaupt ist. „Hans-Adam wechselt in den Aufsichtsrat, und Alois führt seither das operative Geschäft“ der Fürstenhaus AG, kommentiert Ex-Regierungschef Mario Frick. Dazu gehört, dass der Vater den Sohn kraft Hausgesetz wieder entmachten könnte – theoretisch. Praktisch empfängt der regierende Fürst nun jeden Montag den Regierungschef und lässt sich berichten. Fricks Nachfolger Ottmar Hasler pilgert dann den Berg hinauf zum Schloss. „Ist ja international so üblich“, sagt er. Hasler sitzt dann wohl in jenem Empfangsraum, in dem nun Alois an seinem Glas nippt und gewinnend lächelt.

Seine Vorfahren trugen Rüstung, und auch Alois legt sich einen unsichtbaren Panzer an. „Ein Land mit liberalen Finanzstrukturen steht immer schnell am Pranger“, sagt er. Besonders gespürt hat man das, als in Deutschland über schwarze CDU-Kassen sowie Geldtransfers zwischen den französischen Firmen Elf Aquitaine und Leuna diskutiert wurde, bei denen der Finanzplatz Liechtenstein eine zentrale Rolle spielte. Damals wurde eine neue Finanzverfassung auf den Weg gebracht und eine Markenkampagne gestartet, um den Ruf loszuwerden, nur ein Paradies für diejenigen zu sein, die Geld verstecken und Steuern sparen wollen.

Klar ist aber: Dass sich das Land schön entwickelt, gemessen am Pro-Kopf-Einkommen eines der reichsten ist und die 35 000 Bürger kaum Arbeitslosigkeit kennen, liegt am Finanzplatz Liechtenstein. Er steuert fast ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts bei. Ein Stiftungssystem hält das Steuerklima mild und lockt ausländisches Geld an. Über Änderungen debattiert das Parlament seit Jahren ergebnislos. Die OECD setzte Liechtenstein erst im Mai wieder auf eine Liste der Länder, die sich beim Informationsaustausch in Steuerfragen wenig kooperativ zeigen.

Auch die fürstliche Familie profitiert vom prosperierenden Finanzplatz. Experten schätzen das Vermögen des letzten regierenden deutschsprachigen Adelsgeschlechts mit der erlesenen Kunstsammlung auf bis zu fünf Milliarden Euro. Hans-Adam hatte das verstreute Familienvermögen in die Sparten Finanzen, Kunst und Ländereien aufgeteilt und jeweils eine fürstliche Stiftung dafür installiert. Dabei achtete er darauf, dass die Leitungsgremien genauso wie die Familie von lästigen Steuern befreit sind. Dafür verzichtete der Fürst auf die jährliche Apanage von 165 000 Euro, die ihm seine Untertanen bis Mitte der 90er spendierten. Die Monarchie bezahlt sich selbst. Hans- Adam sagte dazu: „Am Vormittag muss ich Geld verdienen, damit ich mir am Nachmittag das Regieren leisten kann.“ Erfolgreichster Konzern der Fürstenhaus AG ist die Bank Liechtenstein Global Trust, sie verwaltet gut 50 Milliarden Euro für ihre Kunden, unter ihnen Adelshäuser aus ganz Europa.

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