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© dpa

Panorama: Die Gebirge zerfallen

Geologisch gesehen sind Bergrutsche und Gesteinsstürze ein ganz normaler Vorgang

Berlin - Seitdem auf der Erde Gebirge aufgefaltet werden, gibt es die Erosion, die sich sogleich an den emporstrebenden Felsen zu schaffen macht. Felsstürze sind geologisch gesehen das Normalste auf der Welt. Damals wie heute folgen die losen Gesteinsbrocken der Schwerkraft: Sie stürzen zu Tal. Davon zeugen die riesigen Schuttfächer an den Berghängen der Alpen. Auch in steilen, wenig bewachsenen Tälern der Mittelgebirge lösen sich immer wieder Brocken aus dem Fels.

Der Absturz beginnt immer mit einem winzigen Spalt im Gestein, von außen kaum dicker als ein Haar. Dringt dort Wasser ein, bricht es durch Gefrieren oder das Auskristallisieren von Mineralien den Fels stückchenweise auf. Starke Temperaturschwankungen haben einen ähnlichen Effekt. Im Lauf der Jahre und Jahrzehnte wird der Riss immer größer, die „haltende“ Gesteinsfläche immer kleiner – bis die Schwerkraft siegt und ein Stück Fels abbricht. In menschenleeren Gebirgstälern ist das kein Problem, wohl aber wenn sich darunter Häuser, Straßen oder Schienen befinden.

„Am größten ist die Gefahr im Frühling“, sagt Albert Göttle, Präsident des Bayerischen Landesamts für Umwelt. „Über die Wintermonate wird durch den Frost viel Gestein gelockert, aber vom Eis weiter festgehalten.“ Setzt Tauwetter ein, gibt es vermehrt Felsstürze, berichtet Göttle.

Die Bevölkerung vor einem Schaden zu bewahren ist Aufgabe der Geologischen Dienste der Bundesländer. In Bayern ist Göttles Behörde dafür zuständig. Seine Mitarbeiter erstellen zurzeit eine Gefährdungskarte. Dabei wird mit Hilfe von Laservermessungen aus Flugzeugen heraus ein präzises, dreidimensionales Bild des Freistaats erzeugt. Computerprogramme suchen darin besonders steile, also gefährliche Hänge. Zudem können sie simulieren, in welche Richtung und wie weit ins Tal gelöste Felsbrocken stürzen.

Das Risiko ist größer als man denken mag. „Ein Drittel des Landkreis Ostallgäu ist gefährdet“, sagt Göttle. „Aber der größte Teil davon ist unbewohnt.“ In Siedlungsgebieten hingegen müssen die Wackelkandidaten gesichert werden. Dafür werden beispielsweise Felsanker genutzt. Das sind meterlange Stahlröhren, die ins Gestein getrieben werden. Manchmal werden auch dicke Metallnetze über den Hang gespannt oder die bröckelnden Wände mit Spritzbeton fixiert.

Doch solche Maßnahmen sind teuer. „Die Staatsstraße am Walchensee mussten wir mit einer Art künstlichem Tunnel sichern“, sagt der Behördenleiter Göttle. Für den 150 Meter langen Abschnitt habe man damals mehr als zehn Millionen Mark ausgegeben. nes

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