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Panorama: Die Italiener kommen

In Paris schöpft die Haute Couture wieder Hoffnung – ein bisschen jedenfalls

Früher dauerte sie eine ganze lange Woche, heute ist sie auf drei Tage zusammengeschrumpft. Nur noch 17 Modehäuser, darunter Valentino, Jean Paul Gaultier, Chanel und Christian Dior, zeigen seit gestern ihre Haute-Couture-Kollektionen für die kommende Herbst- und Wintersaison. Vor 20 Jahren waren es noch fast doppelt so viele. Doch ein ganz kleines bisschen geht es wieder aufwärts. Das französische Luxushaus Givenchy, das zweimal, in Ermangelung eines passenden Designers, auf die Schauen verzichtete, ist diesmal wieder im offiziellen Kalender zu finden. Der erst 30-jährige Italiener Riccardo Tisci darf heute seine ersten Haute-Couture-Entwürfe für das Traditionsunternehmen präsentieren. Unterstützung für die hohe Schneiderkunst kommt also ausgerechnet aus dem Mutterland der Serienproduktion, aus Italien. Giorgio Armani wagte sich schon im Januar mit seiner Haute-Couture-Linie „Armani privé“ in die oberste Luxusklasse und nahm als Gast der „Federation Français de la Couture“ an den Defilees teil. Dass der Chefeinkleider Hollywoods sich auch bei seinem zweiten Pariser Auftritt vor allem auf kostbare Abendkleider konzentrierte, leuchtet angesichts der angepeilten Zielgruppe ein, die durch Schauspielerinnen wie Penelope Cruz auch diesmal wieder in der ersten Reihe vertreten war. Nach Paris werden die Roben in Los Angeles und dann in Hongkong gezeigt. Sein Repertoire erweiterte er jetzt um schwingende Nerzmäntel und die Taille betonende Jacken mit dem typischen Armani-Schalkragen.

Der Modejournalistin Suzy Menkes von der „International Herald Tribune“, die seine Entwürfe als „Movie Couture“ bezeichnete, begründete Armani seinen Schritt in die Haute Couture so: „Es ist so frustrierend, wenn teure Abendkleider meiner Prêt-à-porter-Linie im Laden hängen bleiben, nur weil sie nicht perfekt passen.“ Das kann bei der Haute Couture nicht passieren, schließlich wird jedes Kleidungsstück der Kundin auf den Leib geschneidert. Wie viele Kundinnen es inzwischen noch gibt und wie viel Geld man mit ihnen verdienen kann – da üben sich die Luxusunternehmen in eben so eiserner Diskretion, wie über die Gewichtsschwankungen ihrer betuchten Klientel.

Als Wackelkandidat galt auch lange Christian Lacroix. Noch im Januar gehörte seine Haute-Couture-Linie zum Modekonzern LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy). Da das Haus Lacroix seit seiner Gründung vor 17 Jahren notorisch in den roten Zahlen blieb, darf nun ein neuer Eigentümer Falic sein Glück auf dem Luxusmarkt versuchen. Das ist ein amerikanischer Duty-Free-Shop-Betreiber. Der hat noch viel Geld in diesen Tagen und Lacroix mit mehr finanziellen Mitteln und kreativen Freiheiten ausgestattet als je zuvor. Lacroix darf also noch einmal ganz von vorn anfangen. Indes scheinen die Pläne der Häuser Dior und Chanel, aus den drei Haute-Couture-Tagen eine moderne, weit gefächerte Luxus-Mode-Woche zu machen, erst einmal vom Tisch. Zu groß war die Angst, dass wenn auch handgefertigte Schokolade, Maßschuhe und Juwelen gezeigt würden, die hohe Schneiderkunst nicht mehr im Mittelpunkt stehen würde.

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