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Stiehlt allen die Show. Wo immer Charlotte Casiraghi, die 25 Jahre alte Tochter von Caroline von Monaco, auftritt, zieht sie die Blicke auf sich. Foto: Damien Meyer/AFP

© AFP

Panorama: Die Kühle vom Felsen

Charlotte Casiraghi, Platz vier in der Erbfolge, ist der neue Star von Monaco

Sie stahl allen die Schau, als Albert II. im Sommer heiratete und sie rückt seither immer weiter ins Rampenlicht. Sie ist der Mittelpunkt Pariser Partys, Mittelpunkt auf Modeschauen und ist jetzt auf dem Cover der französischen „Vogue“ zu sehen. Charlotte Casiraghi, Tochter der monegassischen Prinzessin Caroline, ließ sich dafür von Starfotograf Mario Testino in den verschiedensten Outfits inszenieren – vom unschuldigen Mädchen bis hin zur Femme fatale in langer Abendrobe. Sie habe sich aber geweigert, als Karikatur einer Prinzessin zu posieren, sagte Casiraghi. „Das steht im Gegensatz zu dem, was ich bin.“ Die Tochter von Caroline und dem 1990 verstorbenen italienischen Geschäftsmann Stefano Casiraghi steht zwar an Nummer vier der Erbfolge des monegassischen Fürstenhauses. Anders als ihre Mutter trägt sie aber nicht den Titel einer Prinzessin, wie die 25-Jährige deutlich machte. „Ich bin die Nichte eines Staatschefs, und als solche habe ich ein paar repräsentative Pflichten, aber nichts Verpflichtendes oder sehr Außergewöhnliches“, sagte die Nichte von Fürst Albert II.

Sie heißt bürgerlich Charlotte Casiraghi, sie trägt den Namen ihres verstorbenen Vaters, des italienischen Unternehmersohns Stefano Casiraghi.

Die Medien waren nach der Fürstenhochzeit Albert II. des Lobes voll für Charlotte. Am Tag der Hochzeit überraschte sie nachmittags mit einem schulterfreien kurzen, rosa Chanel-Kleid und einem koketten schwarzen Schleier vor dem Gesicht. Am Abend trug sie eine blassblaue, bodenlange Abendgarderobe aus Seidenmousseline von Giambattista Valii Haute Couture. Dazu wenig Make-up. Nur Gloss unterstrich ihre vollmundigen Lippen. So viel natürliche Eleganz, gepaart mit einem würdevollen Gang und einer selbstsicheren, fast kühlen Ausstrahlung bestach nicht nur die anwesenden Gäste. Die Medien fielen vor ihr auf die Knie. Ist sie doch ein Lichtblick in Monaco, vor allem nach der Hochzeit von Albert II., die ein PR-Fiasko war.

Die bescheidene Charlotte Casiraghi hat sich nicht in den Vordergrund gedrängt. Seit es ruhiger um ihre Mutter Caroline und deren Schwester Stéphanie geworden ist, suchen die Medien eine neue Grimaldi-Ikone auf dem Felsen. Charlotte Casiraghi ist bildhübsch, klug und hat vor allem aus den bitteren Jugenderfahrungen ihrer Mutter gelernt. Diese heiratete 1978 mit nur 21 Jahren den 17 Jahre älteren Finanzberater – und Playboy – Philippe Junot. Die Ehe wurde bereits nach wenigen Monaten als gescheitert erklärt und 1992 nach aufwendiger Prozedur seitens der Grimaldi vom Papst annulliert. Wie einst ihre Mutter versucht auch Charlotte sich als Journalistin. Ihr Schwerpunkt ist die Mode. Sie schreibt für französische und britische Medien. 2009 war sie Gründungsmitglied der Zeitschrift „Ever Manifesto“, die sich Ökologie und Mode zum Schwerpunkt setzte. Das Blatt ist eingestellt. Aber Charlotte Casiraghi machte weiter. Sie zeigt wie viele Grimaldis Ausdauer. Ihr Hobby sind die Pferde. Sie ist Springreiterin.

Charlotte Marie Pomeline Casiraghi kam am 3. August 1986 zur Welt. 47 cm groß, 3,1 kg schwer und benannt nach ihrer Urgroßmutter Charlotte, Herzogin von Valentinois, der Mutter des verstorbenen Fürsten Rainier III. Ihrer Namensgeberin sieht sie sehr ähnlich. Auch ihre Mutter hat eine auffallende Ähnlichkeit mit der Ahne. Diese sozial engagierte Nonkonformistin, uneheliches Kind von Louis II. und Marie Juliette Louvet – eine Kabarettangestellte – wurde 1919 vom Fürsten adoptiert, um den Fortbestand der Grimaldi-Dynastie und damit das Fürstentum zu sichern. Es wäre sonst an den deutschen Cousin Wilhelm von Württemberg aus dem Hause Urach gegangen. Offiziell durfte die nunmehr Geadelte nach dem Tod ihres Vaters regieren. Sie verzichtete aber 1944 zugunsten ihres Sohnes Rainiers. Die freiheitsliebende Erbprinzessin lebte lieber in der rauen Picardie auf Schloss Marchais, einem weiteren Grimaldi-Sitz, wo sie sich bis zu ihrem Tod 1977 um Strafgefangene kümmerte.

Charlotte Casiraghi verbindet viel mit ihrer Mutter Caroline. Zumal ihre Kindheit von schweren Schicksalsschlägen geprägt wurde. Ihr Vater, Stefano Casiraghi, verunglückte 1990 bei einem Motorbootrennen. Da war sie fast vier Jahre alt. Ihre Mutter verließ Monaco, zog sich mit ihren drei Kindern nach Saint-Rémy-de-Provence zurück, wo sie jahrelang trauerte. Stefano war ihre große Liebe gewesen. Erst nach und nach trat die Familie wieder ins Rampenlicht. Mit der Hochzeit von Prinzessin Caroline mit dem Deutschen Ernst-August von Hannover zog die Familie nach Fontainebleau. Dort machte Charlotte ihr Abitur. Mit einem „sehr gut“ im Zeugnis, Schwerpunkt Literatur, wurde sie an einer der berühmten französischen Elitevorbereitungsschulen, „Prépa Fénelon“, aufgenommen. Nur knapp scheiterte sie beim „Concours“, dem gefürchteten, strengen Auswahlexamen. Ihren intellektuellen Weg ging sie weiter, studierte Philosophie – wie zuvor ihre Mutter – an der Pariser Sorbonne. Neben internationalen Party- und Vernissageauftritten darf die Globetrotterin bei öffentlichen Veranstaltungen in Monaco inzwischen nicht mehr fehlen. Als sie im Hochsommer bei der Haute-Couture-Show von Chanel in Paris als einzige Frau Schwarz trug, während die meisten Frauen die Sommerfarbe Weiß bevorzugten, rief sie Erstaunen hervor. Aber sagte nicht schon Modezar Karl Lagerfeld 1999 über die damals 13-jährige Charlotte: „Sie hat ihren eigenen Stil.“

Bettina de Cosnac[Monaco]

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