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Panorama: Die modernen Märchen

Mehr Comics denn je werden verfilmt – Hollywood-Star Nicolas Cage erklärt warum

Für Nicolas Cage ist seine neue Rolle die Erfüllung eines Kindheitstraumes. „Ich habe diese Comics seit meinem siebenten Lebensjahr verschlungen“, sagt der Schauspieler und strahlt trotz seiner 42 Jahre für einen Moment wie ein kleiner Junge. „Comicfiguren wie der Ghost Rider oder auch der Hulk waren für mich eine Art Alter Ego, sie halfen mir dabei, aufzuwachsen und meine eigene Stärke zu entwickeln“, sagt Cage. „Sie sahen zwar furchterregend aus, aber sie waren zugleich gut. Ich glaube, diese Comics halfen mir dabei, meine Albträume zu kontrollieren.“ In einem giftgrün karierten Jackett und mit schwarz gefärbten Haaren sitzt der Hollywood-Star in einem Zimmer des Adlon-Hotels und plaudert mit Blick aufs Brandenburger Tor über seinen neuen Film, das Abenteuer-Fantasy-Horror-Spektakel „Ghost Rider“.

Die Geschichte, die Anfang der 1970er erstmals als Marvel-Comic erschien, handelt von dem Motorradstuntman Johnny Blaze, der einen Pakt mit dem Teufel eingeht, um seinen Vater zu retten – und fortan nachts als brennender Untoter das Böse bekämpft. Für Cage ist das eine Art Märchen für das 21. Jahrhundert, deswegen habe er sich für die Verfilmung starkgemacht und sie gemeinsam mit Regisseur Mark Steven Johnson umgesetzt: „Ghost Rider verbindet klassische Themen von ,Faust‘ bis ,Die Schöne und das Biest‘, kombiniert Mythen, Spirituelles, Action – und es ist ein Film, der sich selbst nicht zu ernst nimmt“, sagt Cage. Grinsend ergänzt er: „Außerdem ist die Hauptfigur viel interessanter als all die anderen Superhelden, die man so kennt: Schwarzes Leder und ein flammender Totenkopf sind doch aufregender als immer wieder Strumpfhosen und flatternde Umhänge, oder?“

„Ghost Rider“ gehört zu einer Welle von Comic-Realverfilmungen. In den nächsten Monaten folgen unter anderem die historische Schlachtbeschreibung „300“ nach einem Comic von Frank Miller, eine weitere Fortsetzung der erfolgreichen Spiderman-Verfilmung mit Tobey Maguire und ein neues Abenteuer der Fantastischen Vier. Auch bald auf dem Programm: die gerade abgedrehte Verfilmung von „Asterix und die Olympischen Spiele“ mit Gerard Depardieu, ein Simpsons-Kinofilm sowie weitere Heldengeschichten um Comicfiguren wie Iron Man und Captain America. Auch der nächste Batman wird gerade vorbereitet, ein weiterer Superman-Film ist beschlossen. Cage erklärt sich den Trend mit der vergleichbaren Struktur von Comics und Filmen sowie mit den wachsenden Möglichkeiten der computergestützten Tricktechnik. „Die Umsetzung von Comics in Filme ist nur logisch, Comics sind ja so etwas wie Storyboards, gezeichnete Drehbücher“, sagt er. Schon früher habe er die Idee gehabt, die Helden seiner Jugend auf die Leinwand zu bringen.

Der Ruf von Cage als Comicsammler ist legendär, auch wenn er jetzt erzählt, dass er daheim nur noch ein Zimmer und nicht mehr das ganze Haus mit Comics gefüllt und viele Hefte verkauft habe. Wie weit die Leidenschaft bei ihm geht, hat er zweimal besonders deutlich gemacht: als er seinen Familiennamen Coppola gegen den Künstlernamen Cage tauschte, entliehen beim ersten schwarzen Comic-Helden Luke Cage. Und als er und seine dritte Frau Alice ihren ersten Sohn vor eineinhalb Jahren Kal-El tauften – in der US-Comicmytholgie der ursprüngliche Name Supermans. „Das ist für mich eine Form der Loyalität, eine Wertschätzung meiner Vergangenheit.“ Zwar lese er seit seinem 14. Lebensjahr fast keine Comics mehr. „Aber ich bleibe meinen Wurzeln treu.“

Der Enthusiasmus erwachsen gewordener Comic-Fans ist auch eine der Triebkräfte hinter anderen Comic-Verfilmungen. Regisseure wie Bryan Singer („X-Men“, „Superman“), Mark Steven Johnson („Daredevil“ und jetzt „Ghost Rider“) oder Sam Raimi („Spider Man“) „sehen ihre Filme nicht als Auftragsarbeit, sondern sind mit Herzblut bei der Sache“, sagt Comic-Verleger Andreas Mergenthaler. Steffen Volkmer, Redakteur beim Panini-Verlag, ergänzt: „Bis vor kurzem war es einfach nicht möglich, Superhelden mit ihren Kräften, von denen ihre Faszination ausgeht, in Realverfilmungen darzustellen, ohne dass es künstlich oder albern wirkte.“ Für Cage ist der Ausflug in seine Vergangenheit mit „Ghost Rider“ noch nicht beendet. Sollte der Film erfolgreich sein, „würde ich auf jeden Fall noch eine Fortsetzung drehen“, sagt er.

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