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Panorama: Die Regierungs-Boeing transportierte einst Heinemann, Brandt und Fischer

Als Major Andreas Künkler am Mittwoch mit der "10+03" auf dem Flughafen Köln/Bonn zur letzten Landung ansetzte, ging eine Ära zu Ende. Denn gestern wurde mit einem feierlichen Akt nicht nur das letzte in der Bundesrepublik zugelassene Exemplar der Boeing 707 außer Dienst gestellt.

Als Major Andreas Künkler am Mittwoch mit der "10+03" auf dem Flughafen Köln/Bonn zur letzten Landung ansetzte, ging eine Ära zu Ende. Denn gestern wurde mit einem feierlichen Akt nicht nur das letzte in der Bundesrepublik zugelassene Exemplar der Boeing 707 außer Dienst gestellt. Bei der Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums war das legendäre Langstreckenflugzeug auch der erste deutsche Regierungsjet der - mit Ausnahme von Konrad Adenauer - von allen Bundespräsidenten und Bundeskanzlern benutzt wurde.

Rund 144 Millionen Kilometer haben die "10+03" und ihre drei Schwestermaschinen während ihres bis zu 31-jährigen Einsatzes bei der Luftwaffe zurückgelegt. Das entspricht etwa 375 Flügen zum Mond und zurück. Am 28. November 1968 wurden die Jets in Dienst gestellt und auf die Namen deutscher Luftfahrtpioniere getauft. Obwohl im militärischen Sprachgebrauch als "Waffensystem" bezeichnet, hatten die Maschinen kaum militärische Komponenten.

Im Mai 1971 war eine Boeing mit Bundespräsident Gustav Heinemann an Bord die erste Bundeswehrmaschine, die in der rumänischen Hauptstadt Bukarest landete. Vier Monate später reiste Bundeskanzler Willi Brandt damit zum Krim-Gipfel mit demsowjetischen Parteichef Leonid Breschnjew. Und die 707, mit der Außenminister Walter Scheel im Oktober 1972 zur Aufnahne diplomatischer Beziehungen nach Peking düste, war das erste deutsche Flugzeug auf dem Boden der Volksrepublik China. Häufigster Passagier war Hans-Dietrich Genscher.

Viel häufiger waren jedoch die Routineflüge zum Austausch übender Truppen nach Kanada und den USA. Und auch im humanitären Einsatz hat sich die 707 bewährt. In einer speziellen Lazarettausstattung wurden mit ihr 1978 die deutschen Opfer einer Brandkastastrophe auf einem spanischen Campingplatz zurückgeholt. Hilfsflüge für die Opfer von Naturkatastrophen führten die Flotte von Pakistan über den Sudan bis nach Nicaragua. Die Evakuierung deutscher Staatsbürger aus Krisengebieten gehörte ebenso zum Einsatzspektrum wie Luftbrücken für angolanische Flüchtlinge und "Boat-People" in Malaysia.

Letzter VIP an Bord der letzten 707 war Ende Februar Außenminister Joschka Fischer auf einer Kanada- und USA-Reise. Während die Maschinen nun bei der Luftwaffe durch moderne Airbusse ersetzt werden, haben sie noch lange nicht ausgedient. Zwei Maschinen gingen als Trainer für die Besatzungen von AWACS-Aufklärern an die NATO, die "10+03" wurde - wie ihre dritte Schwester - in die Vereinigten Staaten überführt, um zu einem fliegenden Gefechtsstand für die US-Air Force umgebaut zu werden.

Rainer W. During

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