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Panorama: Die Russenquote

Angeblich gibt es eine Zehn-Prozent-Regelung in den Hotels von Kitzbühel – Moskau zeigt Verständnis

Innsbruck/Moskau - Die angeblich vom Tourismusverband Kitzbühel (Tirol) eingeführte Quote für Touristen aus Russland wird zum Politikum. Österreichs Wirtschaftsminister Martin Bartenstein bezeichnete Berichte, wonach Hotels dort eine maximale Quote von zehn Prozent für die Zahl russischer Urlauber eingeführt hätten, als „höchst unerfreulich“. Es handele sich dabei um eine „äußerst unglückliche Aussage“ der Direktorin des Kitzbüheler Tourismusverbandes. Eine Sprecherin des russischen Tourismusverbandes bezeichnete die Äußerungen am späten Abend in der russischen Botschaft in Wien als „absurd“ und „haltlos“.

Schon zuvor hatten Berichte, wonach Kitzbühel mit Rücksicht auf andere Urlauber in dem Ort eine Beschränkung der Zahl russischer Urlauber suchte, in Österreich und in Russland selbst für Verwirrung gesorgt. Der Kitzbüheler Tourismusverband wies entsprechende Berichte zurück. Es müsse sich bei der Angelegenheit „um ein Missverständnis handeln“, sagte der Vorsitzende Christian Harisch. In Moskau äußerte der Verband der russischen Tourismusindustrie allerdings Verständnis für eine solche Quote. Der österreichische Rundfunk ORF hatte berichtet, die Tourismusplaner hätten wegen des wachsenden Zustroms an superreichen, aber nicht immer dezenten russischen Feriengästen eine Zehn-Prozent- Grenze eingeführt. Mehr, so wurde die Direktorin der Fremdenverkehrszentrale, Renate Danler, zitiert, könne man nicht verkraften. Die österreichische Hoteliersvereinigung bezeichnete eine Russenquote dagegen sofort als „absurd und kurzsichtig“.

Auch die österreichische Botschaft in Moskau bemühte sich, dem Eindruck zu wehren, Russen seien nicht willkommen. „Wir sind froh, dass immer mehr russische Touristen ins Land kommen“, bekräftigte Botschaftssprecher Hannes Schreiber. Die Sprecherin des Verbandes der russischen Tourismusindustrie, Irina Tjurina, sagte dagegen: „In den österreichischen Vier- oder Fünf-Sterne-Hotels gibt es Quoten für alle Länder.“ Für die neue Gruppe russischer Gäste sei die Quote erst jetzt eingeführt worden, das sei aber keine Diskriminierung. Dazu Minister Bartenstein: „Es darf gerade im Tourismus nicht der geringste Anschein von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit erregt werden.“ Ungeachtet aller offiziellen Dementis gibt es nach unterschiedlichen Berichten in Österreichs Tourismusbranche Befürchtungen, die zahlungskräftigen Urlauber aus dem Osten könnten finanzstarke Stammgäste aus anderen Ländern vergraulen. Im vergangenen Jahr war die Zahl der russischen und ukrainischen Touristen in der Alpenrepublik um rund 20 Prozent gestiegen. In den Skiorten Sölden und Mayrhofen stellten sie bereits die drittstärkste Nationalitätengruppe. Wie die Kitzbüheler Hoteliers die Russenquote umsetzen wollten, ist nicht bekannt. dpa

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