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Panorama: Die Schweiz - ein Traum aller Hanffreunde

ZÜRICH .Ein ganz besonderes Pflänzchen gedeiht auf Schweizer Feldern prächtig: der Hanf.

ZÜRICH .Ein ganz besonderes Pflänzchen gedeiht auf Schweizer Feldern prächtig: der Hanf.Anders als in allen anderen europäischen Ländern ist der Anbau der naturbelassenen Pflanze, aus der die Droge Cannabis gewonnen werden kann, in der Schweiz nicht verboten.Seit der Verein der Hanffreunde 1993 die Lücke im Gesetz und damit die Pflanzen für die Landwirtschaft neu entdeckte, ist die Anbaufläche auf 150 Hektar gewachsen.

Während die anderen EU-Länder alle Sorten, die mehr als 0,3 Prozent des Rauschstoffs THC enthalten, von ihren Feldern verbannt haben, kennt die Schweiz eine solche Regelung nicht.Der Anbau ist nur verboten, wenn er zur Rauschmittelgewinnung dient.Das zu beweisen, ist aber schwierig.Deshalb sind die Ordnungshüter für einen radikalen Schritt."Das Bundesamt für Polizeiwesen möchte eine Bewilligungspflicht einführen.Dann wären alle Sorten, die mehr als 0,3 Prozent THC enthalten, verboten", so ein Fachmann aus dem Amt.

Damit wäre der Traum der Hanffreunde, die die Chance auf einen neuen Exportschlager für die Schweizer Landwirtschaft witterten, ausgeträumt.Denn nur der naturbelassene Hanf, der auf rund zwei Prozent THC kommt, findet in aller Welt reißenden Absatz.Nur mit diesem THC-Gehalt hat der Hanf nach ihren Angaben heilende Kräfte."Hanf ohne THC ist wie ein Stier ohne Hoden", meint der Präsident des Vereins der Schweizer Hanffreunde, Jean-Pierre Egger.Aus Blüten, Blättern und Samen werden Schlafkissen, Beruhigungstee, Tabakersatz für Asthmatiker und Kosmetikprodukte hergestellt.Die rund 200 Schweizer Landwirte, die einheimischen Hanf gepflanzt haben, verdienen bis zu 40 000 Franken (47 000 Mark) pro Hektar.

Doch neben den Hanffreunden, die nach eigenen Angaben nur die heilenden Kräfte der Naturfaser nutzen wollen, haben sich auch andere das liberale Gesetz zunutze gemacht.Sie bauen nicht die einheimischen, sondern die als Marihuana bekannten künstlich gezüchteten indischen Hanfpflanzen an, die sich dank ihres hohen THC-Gehalts von bis zu 24 Prozent zum Kiffen eignen.Sie verkaufen die Samen in sogenannten Duftsäcken, die als Raum- und Schrankbedufter angepriesen werden.

"Niemand zahlt doch 100 Franken, nur um einen Kleiderschrank zu beduften", meint Eduard Fischbacher von der Züricher Staatsanwaltschaft.Das glaubt auch der Verein der Hanffreunde."Der künstlich hochgezüchtete indische Hanf duftet doch gar nicht", sagt Egger.Er schätzt, daß gut die Hälfte der 160 Hanfläden in Wirklichkeit Marihuana verkauft.

Immer öfter kommt die Polizei zu Razzien, beschlagnahmt Pflanzen und Duftkissen und verklagt die Ladenbesitzer wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz.Ein Musterprozeß soll Mitte Oktober in Zürich klären, ob der Verkauf der Duftsäckchen gegen das Gesetz verstößt.Auch Egger sähe es gerne, wenn den Betreibern das Handwerk gelegt werde.Sie brächten die ganze Branche in Verruf, meint er.

Egger wittert eine Verschwörung.Die Behörden nähmen die schwarzen Schafe zum Vorwand, um die neue Hanf-Industrie im Keim zu ersticken.

CHRISTIANE OELRICH

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