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Panorama: Die Suche nach dem Ursprung von Sars

WHO-Experten dürfen nun in Südchina recherchieren / Frankfurter Patienten geheilt entlassen /Deutschland rät von Reisen ab

Peking/Berlin/Toronto (dpa). Nach tagelangem Warten auf eine Erlaubnis sind SarsExperten der Weltgesundheitsorganisation WHO am Donnerstag in die südchinesische Provinz Guangdong eingereist, um den Ursprung der mysteriösen Lungenerkrankung aufzudecken. Dort waren im November die ersten Fälle aufgetreten. In China war unterdessen erstmals ein offenerer Umgang mit der Krankheit erkennbar. Deutschland, Großbritannien und Japan schlossen sich den WHO-Empfehlungen an, nicht unbedingt notwendige Reisen nach Hongkong und Guangdong zu verschieben.

Die drei ersten Sars-Patienten in Europa durften die Isolierstation in Frankfurt am Main verlassen und nach Singapur zurückkehren. Kanada verschärfte den Kampf gegen die Lungenkrankheit. Die Polizei in Toronto musste zwei Menschen mit Sars-Verdacht zum Einhalten der Quarantänevorschriften zwingen. Mehr als 2500 Einwohner der Millionenstadt befinden sich inzwischen in Quarantäne. Weltweit registrierte die WHO-Zentrale in Genf bis zum Mittwochabend 2223 Sars-Fälle, 78 von ihnen endeten tödlich.

Das WHO-Expertenteam, das am Donnerstag nach fünftägigem behördlichen Zögern in die Südprovinz Guangdong reisen durfte, begann in Kanton unverzüglich seine Untersuchungen. Die Provinz hat mit 1153 Kranken weltweit die meisten Fälle. Die Epidemie war dort bereits im November ausgebrochen und hatte im Februar ihren Höhepunkt erreicht. China hat bislang 1190 Kranke und 46 Tote offiziell zugegeben. Der deutsche WHO-Virologe Wolfgang Preiser sagte, wenn die chinesischen Zahlen nicht geschönt seien, könne der Höhepunkt der Infektionswelle in China überschritten sein. „Dann eilt China dem Rest der Welt voraus“, da weltweit der Höhepunkt keineswegs erreicht sei. Die staatlichen chinesischen Zeitungen veröffentlichten behördliche Anweisungen für den Umgang mit dem Schweren Akuten Atemwegssyndrom (Sars). Darin wurden Angaben über Symptome, Diagnose, Behandlung und Desinfektion öffentlicher Plätze gemacht. Die Regierung in Peking kritisierte jedoch zugleich die internationalen Reisewarnungen und erklärte das Land für „sicher“.

Das Auswärtige Amt in Berlin rät dagegen wegen der lebensgefährlichen Lungenkrankheit von Reisen nach Hongkong und in die südchinesische Provinz Guangdong ab. Wegen der drohenden Quarantänemaßnahmen in von Sars betroffenen Ländern werde auch allen an Sars-ähnlichen Symptomen Leidenden von Reisen in diese Regionen abgeraten, hieß es in Berlin. Dies gelte beispielsweise für Menschen mit Schnupfen, Husten oder Fieber.

Quarantänemaßnahmen sind den Angaben zufolge derzeit in Kanada (Toronto), China (Peking, Hongkong, Shanxi, Guangdong), Taiwan, Singapur und Vietnam (Hanoi) angeordnet. Pauschalreisen in Gebiete, in denen Sars-Fälle gehäuft aufgetreten sind, müssen nach Auffassung der Verbraucherschutzzentrale Nordrhein-Westfalen auf Kundenwunsch wegen höherer Gewalt kostenlos storniert werden. Kostenlose Stornierungen sind nach Angaben von Verbraucherschutzzentralen allerdings in der Regel erst nach einer formalen Reisewarnung des Auswärtigen Amtes möglich.

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