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Panorama: Die Ursache der Tragödie bleibt rätselhaft - auch der Voice-Recorder bringt keine Klärung

Auch nach der Bergung des Cockpit Voice Recorders bleibt der Absturz des Egyptair-Fluges 990, der am 31. Oktober vor der amerikanischen Ostküste 217 Menschenleben forderte, rätselhaft.

Auch nach der Bergung des Cockpit Voice Recorders bleibt der Absturz des Egyptair-Fluges 990, der am 31. Oktober vor der amerikanischen Ostküste 217 Menschenleben forderte, rätselhaft. Erste Auswertungen des Tonbandgerätes, von dem die jeweils letzten 30 Minuten der Gespräche in der Pilotenkanzel festgehalten werden, haben nach amerikanischen Medienberichten nicht die erhofften Aufschlüsse über das Geschehen an Bord der zweistrahligen Boeing 767 gebracht. So ist die Ursache der Katastrophe weiterhin offen. Spekulationen reichen von einer Bombenexplosion an Bord über einen technischen Defekt bis hin zum Pilotenselbstmord.

Der Voice Recorder war am Samstagabend in etwa 75 Metern Tiefe von dem ferngesteuerten Such-U-Boot "Deep Drone" der US Navy entdeckt und geborgen worden. Das Gerät, dessen als brand- und explosionssicher geltendes Gehäuse Beschädigungen aufwies, wurde sofort mit einem Marinehubschrauber ins Hauptquartier der Transportsicherheitsbehörde NTSB nach Washington geflogen und wird seitdem analysiert. Der Flug 990 befand sich auf dem Flug von New York nach Kairo. Die Auswertung des zuvor geborgenen Flugdatenschreibers hatte ergeben, dass nach rund einer halben Stunde Flugzeit in einer Höhe von 10 000 Metern plötzlich die automatische Steuerung ausgeschaltet wurde. Unmittelbar danach ging der Jet im Winkel von 40 Grad in einen steilen Sturzflug über. Dabei wurde das zulässige Tempolimit weit überschritten und nahezu die Schallgeschwindigkeit erreicht. Als die Boeing anschließend wieder in einen kurzen Steigflug überging, wurden beide Triebwerke ausgeschaltet.

Nicht angeschnallte Passagiere müssen durch den vorübergehenden Zustand der Schwerelosigkeit in der Kabine von ihren Sitzen gerissen und dann mit dem zweieinhalbfachen ihres Körpergewichtes zurückgeschleudert worden sein. Als die Maschine Augenblicke später ins Meer stürzte, hatte die Flugdatenaufzeichnung offenbar bereits ausgesetzt.

Als einziger Grund für einen regulär von der Besatzung eingeleiteten Sturzflug gilt ein Abfall des Kabinendrucks, beispielsweise durch den Bruch eines Fensters. Dabei wäre normalerweise jedoch weder eine derartige Geschwindigkeit gewählt worden, noch hätten die Piloten beide Triebwerke abgestellt. Die Tatsache, dass ein Höhenruder in Steig-, das andere aber in Sinkflugstellung stand, ließ Vermutungen aufkommen, dass an den Steuerknüppeln um die Kontrolle des Jets gekämpft wurde. Spekulationen schlossen nicht aus, dass einer der Piloten in Selbsttötungsabsicht die Boeing absichtlich zum Absturz brachte oder es zu einer Auseinandersetzung mit ins Cockpit eingedrungenen Personen gekommen war.

Alle Hoffnungen konzentrierten sich deshalb auf das Cockpit-Tonband. Die Piloten hätten sich "wie Kumpels" unterhalten, bis plötzlich Warnsignale ertönten, meldete die Nachrichtenagentur AP unter Hinweis auf einen namentlich nicht genannten Informanten. In US-Regierungskreisen hieß es, die Aufzeichnung schließe keine der bisherigen Theorien aus. Anhaltspunkte dafür, dass es an Bord zu kriminellen Handlungen gekommen sei, hätten sich nicht ergeben.

Rainer During

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