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Panorama: Die Vorfälle bei "Elite" sind keine Einzelfälle - Prostitution und Drogen unter Models verbreitet

Prostitution und Drogen sind nach den Recherchen des US-Modeexperten Michael Gross in vielen Model-Agenturen in Europa und Amerika verbreitet. Gross sagte nach der BBC-Dokumentation über die angesehene Model-Agentur Elite, die großes Aufsehen erregt hat: "Elite ist leider nicht die einzige (Agentur)".

Prostitution und Drogen sind nach den Recherchen des US-Modeexperten Michael Gross in vielen Model-Agenturen in Europa und Amerika verbreitet. Gross sagte nach der BBC-Dokumentation über die angesehene Model-Agentur Elite, die großes Aufsehen erregt hat: "Elite ist leider nicht die einzige (Agentur)". Neben Elite gebe es eine Anzahl anderer Agenturen in Europa und Amerika, die einen entsprechenden Ruf hätten, sagte Gross.

Eltern minderjähriger Models riet der Journalist, ihre Töchter auf großen Reisen zu begleiten und nicht darauf zu vertrauen, dass die Agenturen auf die Models aufpassten. Gross hatte 1996 das Buch "Model: Das hässliche Geschäft der schönen Frauen" veröffentlicht.

Das deutsche Supermodel Heidi Klum sei am Anfang ihrer Karriere immer zusammen mit ihren Eltern in die Modezentren Mailand und Paris gefahren, sagte ihr Vater Günther Klum. "Wir haben mit ihr in einem Zimmer gewohnt und abends gemeinsam etwas unternommen, wir Eltern sind immer mitgefahren. Uns war einfach wohler dabei."

Nach den BBC-Enthüllungen haben in den vergangenen Tagen führende Manager von Elite ihren Job aufgegeben, darunter auch der Europa-Chef Gerald Marie. Er hatte der sich als Model ausgebenden BBC-Reporterin vor versteckter Kamera 1000 Mark für eine Nacht geboten. Die Dokumentation zeigt auch die Mitarbeiterin einer Agentur beim Drogenverkauf. Männer, die eigentlich auf die Mädchen aufpassen sollten, schleppen sie von einer Party zur nächsten. Dort warten ältere Männer, die für die Gesellschaft der Nachwuchs-Models gut zahlen.

Nach den Enthüllungen der BBC sorgt sich die Branche um ihren Ruf. Die Modewelt hat auch in Deutschland schwarze Schatten, warnen Branchenkenner. "Die Model-Szene ist ein heikles Pflaster", sagt Jutta von Brunkau, die selbst zehn Jahre als Model gearbeitet hat und nun eine Model-Schule in Berlin leitet. Auch der Chef der ehemaligen Agentur "Berlin Models" und Veranstalter des "Gesicht"-Model-Wettbewerbs, Joachim Zielesch, rät zur Vorsicht: "Einige internationale Agenturen versuchen, mit Hilfe der jungen Mädchen Geschäfte zu machen."

Innerhalb Deutschlands wird das Geschäft mit den Nachwuchsmodels nach brancheneigener Einschätzung seriös betrieben. "Wir gehen sehr vorsichtig mit den jungen Mädchen um", sagt Maren Prahm von der Modelzentrale der Zeitschriften "Brigitte" und "Brigitte - Young Miss" in Hamburg. Die Leiterin der Berliner Agentur Viva, Andrea Matthias-Zandi, schärft ihren Models ein: "Man zieht sich nicht vor der Kamera aus, wenn das nicht von Anfang klar war, etwa weil es um eine Werbekampagne für Bodylotion geht." Es gebe aber Mädchen, die unseriöse Angebote akzeptierten. "Die denken, das läuft halt so in der Szene. Aber der Schuss geht nach hinten los." Der Ruf eines Mädchens sei schnell ruiniert.

Der Berliner Zielesch sagt, die internationalen Agenturen machten sich um den Ruf ihrer Mädchen weniger Gedanken. Um den Kontakt zu Prominenten und Filmstars zu halten, habe eine große Agentur in Paris beispielsweise einmal junge Mädchen aus Tschechien "abends in die Szene eingeführt". "Da existiert eine Art Fleischmarkt." Vor allem Mädchen aus den Ostblockstaaten seien gefragt. "Die gelten als naiv und sind nach der Trennung von zu Hause besonders ungeschützt." Minderjährige Mädchen seien daher von seiner Agentur nur mit den Eltern ins Ausland geschickt worden.

"Die Mode-Industrie hat Models schon immer mehr als Objekte denn als Menschen behandelt", sagt Modeexperte Michael Gross. Das frühere Model Karine la Francaise sagte: "Es ist sehr gut, dass darüber jetzt gesprochen wird."

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