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Die Wetterlage: Wie durch einen Turbo wird Kaltluft nach Deutschland geschaufelt

Seit zwei Tagen schlagen die Meteorologen Alarm. Zwar soll es in Berlin nicht ganz so schlimm werden, aber im Westen Deutschlands soll es zu einem dramatischen Temperatursturz kommen, begleitet von Sturm, Graupelschauern, Gewittern und Schneefällen.

Von Andreas Oswald

HEFTIGE GEWITTER

Vom Vormittag an wird sich die Kaltfront von Norden nach Süden bewegen, am Abend wird sie die Alpen erreichen. Da, wo die Kaltfront auf die milde Luftmasse trifft, die in den letzten Tagen vorherrschte, entladen sich die Gewitter. Sie erzeugen auch die Graupel. Erst im Anschluss kommt es zu zum Teil heftigen Schneefällen, sagt Dominik Jung von Q.met.

Liftbetreiber bereiteten sich auf einen ersten Ansturm von Wintersportlern vor. Der ADAC forderte Autofahrer auf, sich auf winterliche Straßenverhältnisse einzustellen. Innerhalb weniger Stunden werde von Freitagmittag an die Kombination aus massiv einsetzendem Schneefall und stürmischen Böen auf den Straßen Deutschlands für meterhohe Schneeverwehungen sorgen und den Verkehr lahmlegen. Betroffen seien vor allem die Mittelgebirge wie der Schwarzwald, die Kasseler Berge und die Alpen. Straßen würden unpassierbar, Bäume könnten unter der Schneelast zusammenbrechen, heißt es.

WINTERSPORTSAISON

Auf dem höchsten Berg in Baden-Württemberg, dem Feldberg im Südschwarzwald, soll am Wochenende die Wintersportsaison starten. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, teilte der Liftverbund Feldberg am Donnerstag mit. Mit dem angekündigten Schnee werden die Lifte in Betrieb gehen. Auch in den Höhenlagen des Sauerlands stehen die Zeichen auf Wintersport. An den Liftanlagen laufen die letzten Vorbereitungen. In der Eifel ist man zumindest teilweise präpariert.

„Wir haben so weit alles fertig. Wir brauchen nur noch einzuschalten“, sagte Liftbetreiber Rudolf Hermanns.

BLOCKIERTE TIEFS

Ursache des Wintereinbruchs ist eine grundsätzliche Umstellung der Großwetterlage in Europa. Bisher beherrschte die Westwindlage das Wetter. Dabei werden vom Atlantik her kommend immer neue Tiefs nach Europa getragen, die milde, oft feuchte Luft mit sich bringen. Jetzt hat sich ein Hoch westlich der britischen Inseln gestgesetzt, das den Nachschub der Tiefs vom Atlantik her blockiert. So kann ungehindert eiskalte Polarluft aus dem Norden in den Süden strömen. Zusätzlich führt die geografische Anlage des Hochs sowie eines Tiefs im Nordosten dazu, dass die Kaltluft aus dem Norden regelrecht zu uns nach Deutschland geschaufelt wird. Das Hoch im Westen dreht sich mit dem Uhrzeigersinn, das Tief im Osten gegen den Uhrzeigersinn – das wirkt wie ein zusätzlicher Turboantrieb. So ist auch die Geschwindigkeit zu erklären, mit der dieser Wetterumschwung vor sich geht.

Der Meteorologe Hans-Joachim Knußmann geht davon aus, dass sich diese Wetterlage erst einmal stabilisiert. So droht Deutschland eine lange eisige Woche.

WIE WIRD WEIHNACHTEN?

Was heißt das für das Weihnachtswetter? Und den Winter? Gemeinhin wird vermutet, dass ein früher Wintereinbruch zu einem milden Januar führt. Die letzten beiden Jahre waren dafür ein besonders gutes Beispiel. Knußmann ist skeptisch. Der Januar war in den letzten beiden Jahren deutlich zu warm. Ein drittes Jahr in Folge hält er eine solche Entwicklung für eher unwahrscheinlich. Und Weihnachten? Bis dahin soll die Kältephase längst wieder vorbei sein. Dann ist erstmal Tauwetter angesagt. (mit dpa)

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