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Discovery: Notreparatur im Weltall?

Zwei kleine Füllstreifen am Rumpf der "Discovery" sorgen bei der Nasa für Nervosität. Denn unklar ist, ob diese beim Wiedereintritt des Shuttles in die Atmosphäre stören könnten.

Washington (01.08.2005, 17:08 Uhr) - Die sieben Astronauten der Raumfähre «Discovery» wollten ihr Leben eigentlich nicht einer ungetesteten Technologie anvertrauen. Jetzt stehen sie vor einer riskanten Notreparatur am Hitzeschild ihres Space-Shuttles, die entscheidend für eine sichere Rückkehr zur Erde sein könnte. Innerhalb der US- Raumfahrtbehörde Nasa gibt es nach US-Medienberichten unterschiedliche Auffassungen, ob und vor allem wie das Problem mit zwei heraushängenden Füllstreifen zwischen Hitzekacheln gelöst werden kann.

Die Internationale Raumstation ISS ist bei Weltraumausflügen ebenso repariert worden wie das Weltraumteleskop «Hubble». Eine Instandsetzung des Shuttles im Weltall dagegen ist für alle Beteiligten von den Ingenieuren bei der Nasa bis zu den Astronauten Neuland. Die Experten seien nervös, weil es nie zuvor getan worden sei, sagt Paul Hill vom Nasa-Flugleitzentrum in Houston (Texas).

Die Nervosität haben zwei Füllstreifen am unteren vorderen Rumpf ausgelöst, die rund 2,5 Zentimeter hervorstehen. Aerodynamiker der Nasa befürchten, dass beim Wiedereintritt in die Atmosphäre an diesen Stellen Turbulenzen entstehen könnten. Die offene Frage: Inwieweit wird das Hitzeschild durch diese Turbulenzen zusätzlich erhitzt und welche Auswirkungen hat das auf die Struktur der Hitzekacheln?

Nicht zwischen allen Hitzekacheln sind Füllstreifen vorhanden. Die Füllstreifen haben auch nichts mit kleinsten Schäden zu tun, die während des Starts durch aufschlagenden Isolationsschaum oder Eis entstehen. Die Füllstreifen sind seit Beginn des Shuttle-Programms vor 25 Jahren genutzt worden, um kleine Öffnungen in der Außenhaut abzudichten. Sie sind wahrscheinlich hervorgetreten, nachdem sich die Außenhaut durch die große Hitze beim Start ausgeweitet und danach wieder zusammengezogen hat.

Was genau mit hervortretenden Füllstreifen beim Wiedereintritt in die Atmosphäre passiert, lässt sich im Labor kaum nachvollziehen. Das Raumschiff erreicht bei der Rückkehr die 18fache Schallgeschwindigkeit (Mach), und das Hitzeschild wird Temperaturen von mehr als 1200 Grad Celsius ausgesetzt. Die Windkanäle auf der Erde seien aber nur auf Mach 6 bis Mach 7 ausgelegt, sagt der stellvertretende Programmdirektor Wayne Hale.

Sollten die Nasa-Techniker zu dem Schluss kommen, dass die hervorstehenden Teile der beiden Füllstreifen nicht einfach durch die hohen Temperaturen beim Eintritt in die Atmosphäre verbrennen, sondern eine mögliche Gefahr für Leib und Leben der Crew darstellen, soll die Außenhaut am Mittwoch während des dritten geplanten Weltraumspaziergangs repariert werden. Strittig ist die Technik. Eine Möglichkeit besteht darin, die Streifen vollständig zu entfernen. Nach einer anderen Idee wird die hervorstehende Masse mit einer Art Spachtel gestutzt.

Riskant ist das Manöver auch, weil die beiden Astronauten mit einem Roboterarm an die beschädigte Stelle gehievt werden. Sollte der Arm aus irgendwelchen Gründen gegen das Shuttle prallen, könnten noch weitaus größere Schäden an der Außenhaut entstehen. (Von Hans Dahne, dpa)

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