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Diskriminierung: Mehr Beschwerden wegen frauenfeindlicher Werbung

Der Deutsche Werberat hat 2008 mehr Werbekampagnen beanstandet als im Vorjahr. Zudem nahmen insbesondere die öffentlichen Rügen gegen frauenfeindliche Werbemotive zu.

Die Beschwerden aus der Bevölkerung wegen frauenfeindlicher Werbung häufen sich. Das berichtete der Deutsche Werberat am Dienstag in Berlin. Der Vorwurf der Frauendiskriminierung war 2008 bei 42 Prozent aller Proteste im Spiel, im Vorjahr waren es 33 Prozent. „Es hat also deutlich zugenommen“, sagte der Werberatsvorsitzende Hans-Henning Wiegmann. Die meisten Beschwerden richteten sich gegen Werbekampagnen kleiner Firmen, wie ein "Fleischwaren Frischdienst", der auf Lieferwagen mit einer nackten Frau warb.

Öffentliche Rügen gab es für Ahnenforschung, die im Internet mit Adolf Hitler warb und fragte "Mit wem bist du verwandt?", sowie für eine Firma, die einen Likör mit dem Namen "Ficken" versah. Auch eine Veranstaltung in Halle, die nach dem "Arsch der Welt" suchte, kam beim Selbstkontrollgremium der Werbewirtschaft nicht gut an.

Jeder kann sich beschweren

Beim Werberat kann sich jedermann über Reklame beschweren. Kriterien sind zum Beispiel Gewaltverherrlichung und Gefährdung von Kindern. In 88 Fällen (2007: 81) teilte der Werberat im vergangenen Jahr die Kritik der Bürger und beanstandete sie bei den Firmen. Die meisten Unternehmen änderten ihre Kampagnen oder zogen sie zurück. Sechs öffentliche Rügen gab es für Firmen, die sich zunächst weigerten, ihre Motive zu korrigieren. Der Fleischtransportdienst hat inzwischen das Frauenbild entfernt.

In die Rubrik "Frauendiskriminierung" fielen 110 von 264 Protesten aus der Bevölkerung (2007: 269). Unklar ist laut Wiegmann, ob tatsächlich mehr frauenfeindliche Motive vorkommen oder ob das Bewusstsein dafür gewachsen ist. Der Werberatsvorsitzende kündigte an, energisch dem Trend entgegenzusteuern, auch wenn sich die Verfehlungen "meist am Rand des Werbegeschehens im lokalen Raum" abspielten. Die Beschwerden stammen überwiegend von Frauen, aber auch von Männern.

Bessere Vorkontrolle

Einen "bundesweiten Aufreger" habe es 2008 nicht gegeben, hieß es bei der Jahresbilanz. Der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft bietet allen Unternehmen ab Mai eine Vorkontrolle an. Bei dieser können sie überprüfen lassen, ob ihre Werbung gegen Rechtsvorschriften oder selbst auferlegte Regeln der Branche verstößt. "Dieses Angebot an die Wirtschaft soll dazu beitragen, Bürger vor Entgleisungen der Wirtschaftswerbung und Firmen vor teuren Imageschäden zu bewahren", erklärte Wiegmann.

Bereits im Februar hatte der Verband nach zunehmendem Druck angekündigt, dass Alkoholwerbung freiwillig eingeschränkt wird. Wer etwa in der Werbung gezeigt wird, soll mindestens 18 Jahre alt sein und auch erwachsen aussehen. Tabu ist auch bislang Trikotwerbung bei Kinder- und Jugendmannschaften. (sgo/dpa)

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