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Dominique Strauss-Kahn am Freitag in Lille. Der ehemalige Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) wurde im Zuhälter-Prozess freigesprochen.

© REUTERS

Dominique Strauss-Kahn in Lille freigesprochen: Fehlende Beweise im Zuhälterprozess um das Hotel Carlton

Seinen Freispruch am Gericht von Lille im Zuhälterprozess wollte sich Dominique Strauss-Kahn höchstpersönlich anhören. Die Staatsanwaltschaft hatte schon vor einigen Monaten wegen fehlender Beweise auf Freispruch plädiert.

Mit dunklem Anzug und Punktekrawatte erschien DSK im Gerichtssaal und musste sich etwas gedulden. Das Urteil umfasst 147 Seiten, vier Monate brauchte das Gericht, um zu entscheiden. Pünktlich um 11 Uhr ging es los, aber aufgrund der Länge brauchte das Gericht fast zwei Stunden, bis die Entscheidung bekannt wurde. Während seiner Urteilsverkündung saß Strauss-Kahn ganz still und nickte nur mit dem Kopf. Danach verließ er den Saal durch eine Hintertür. Sein Anwalt Henri Leclerc sprach für ihn und betonte, das Urteil vernichte die ideologische Anklageschrift der Untersuchungsrichter.

Mit ganz weißer Weste kommt DSK, wie er in Frankreich nur genannt wird, aus dem Prozess dennoch nicht heraus. Staatsanwalt Frédéric Fèvre hatte während des Prozesses erklärt: „Wir machen keinen Prozess der Moral, sondern einen Prozess des Rechts.“ Moralisch hätte man DSK sicherlich schuldig sprechen können, doch die Beweise, dass er aktiv hinter dem Prostitutionsring stand, konnten nicht erbracht werden. Im Falle einer Verurteilung hätten DSK bis zu zehn Jahre Gefängnis gedroht.

Freispruch für fast alle Beteiligten

Der einstige Spitzenpolitiker ist tief gefallen. Bei dem Prozess ging es um wilde Sexpartys des ehemaligen französischen Finanzministers mit Prostituierten, um zwölf Partys zwischen 2008 und 2011. Ihm und 13 weiteren Angeklagten wurde organisierte Zuhälterei vorgeworfen, fast für alle gab es einen Freispruch. Der Staatsanwalt hatte argumentiert, Strauss-Kahn habe weder die Prostituierten bezahlt, noch die Partys organisiert, dem folgte das Gericht. Zuhälterei ist in Frankreich umfassender als in Deutschland, dazu gehört zum Beispiel auch Prostitution, die von Dritten bezahlt wird oder organisierte Sexpartys. DSK war immer bei seiner Version geblieben, er bestritt nicht, an den Partys teilgenommen zu haben, aber er habe nicht gewusst, „dass es sich bei den Frauen um Prostituierten gehandelt habe“.

"Halb Schwein, halb Mensch"

Doch pikante Details über DSKs Sexleben machten weltweit Schlagzeilen. Unter Tränen berichteten Prostituierte über die Brutalität von Strauss-Kahn bei diesen Abenden. Die Untersuchungsrichter beschrieben dessen Sexverlangen als „außerhalb der Norm“, „gewalttätig“ und „bestialisch“.

Sein unkontrolliertes Sexleben hat die Karriere von Strauss-Kahn ruiniert. Er musste seine Ambitionen Präsident zu werden aufgeben, als er 2011 wegen einer Affäre um Vergewaltigungsvorwürfe in New York von seinem Amt als IWF-Chef zurücktrat. Seine Frauengeschichten sind legendär. Die TV-Journalisten Anne Sinclair, mit der er über 20 Jahre verheiratet war, erklärte mal: "Als ic Dominique geheiratet habe, wusste ich, dass er ein Verführer ist." Zuletzt zeigte er sich mit der eleganten Myriam L´Aouffir, Inhaberin einer Kommunikationsagentur. Als "halb Schwein, halb Mensch" bezeichnete ihn die Essayistin Marcela Iacub nach einer Affäre: "Als Staatschef hätte er den Elyséepalast wohl in einen Schwingerclub verwandelt."

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