zum Hauptinhalt

Panorama: Dramatische Rettung

Das Kreuzfahrtschiff „Sea Diamond“ ist vor der griechischen Insel Santorin gesunken – das Riff ist auf allen Seekarten verzeichnet

Das griechische Kreuzfahrtschiff „Sea Diamond“ ist am Freitagmorgen vor der griechischen Kykladeninsel Santorin gesunken, nachdem es am Nachmittag zuvor auf ein Riff gelaufen war. Fast alle Menschen konnten rechtzeitig von Bord gehen, aber zwei der fast 1200 Passagiere werden noch vermisst. An Bord des Schiffes waren überwiegend Nordamerikaner aus den USA und Kanada, aber auch einige Europäer. Deutsche scheinen nicht unter ihnen zu sein. „Wir wollten gerade an Deck gehen, um die Einfahrt in die Bucht zu beobachten, da gab es einen fürchterlichen Rums, und das Schiff bekam sofort Schlagseite“. So schildert eine junge Kanadierin die Havarie des Kreuzfahrtschiffes. Die Einfahrt in den riesigen Krater der Vulkaninsel, dessen Felswände fast senkrecht mehrere hundert Meter aus dem Meer aufragen, gehört zu den Höhepunkten jeder Ägäis-Kreuzfahrt.

Für die fast 1200 Passagiere war Santorin die letzte Station ihrer fünftägigen Reise: Sie sollten am Freitagmorgen wieder in Piräus einlaufen und dann in ihre Heimatländer fliegen. Doch die Kreuzfahrt endete in einem Albtraum. „Als sich das Schiff immer stärker auf die Seite legte, bekamen wir panische Angst“, berichtet die Kanadierin, die mit ihrem Freund über eine schwankende Strickleiter an der Bordwand hinunterkletterte und von einem Ausflugsboot aufgenommen wurde.

In einer dramatischen Rettungsaktion, die fast drei Stunden dauerte, konnten 1547 Menschen in Sicherheit gebracht werden. An der Bergung beteiligten sich Fischerboote, Ausflugsschiffe, Patrouillenboote der griechischen Küstenwache und sechs Rettungshubschrauber. Auch zwei andere Kreuzfahrtschiffe, die in der Bucht von Santorin ankerten, die „Ocean Majestic“ und „Aegean 2“, ließen Rettungsboote zu Wasser und nahmen Schiffbrüchige auf. „Unsere Priorität war, alle Menschen an Bord zu retten, und das haben wir geschafft“, erklärte stolz der griechische Minister für die Handelsmarine, Manolis Kefalogiannis – ein verfrühtes Eigenlob, wie sich inzwischen herausstellte: zwei Passagiere, ein 45-jähriger Franzose und seine 16 Jahre alte Tochter, werden vermisst. Die Ehefrau und Mutter der Vermissten berichtete, nach der Havarie habe sich ihre Kabine auf dem zweiten Deck des Schiffes sofort mit Wasser gefüllt. Mit größter Anstrengung sei es ihnen gelungen, die Tür zu öffnen. Sie habe sich schwimmend und tauchend durch den überfluteten Gang bis zum Treppenhaus und dann nach oben retten können, dabei aber ihren Mann und ihre Tochter aus den Augen verloren, berichtete die verzweifelte Frau den Rettern. Ein Sohn der vierköpfigen Familie, der zum Zeitpunkt des Unglücks an Deck war, konnte ebenfalls gerettet werden. Die anfängliche Hoffnung, die beiden Vermissten seien im Durcheinander der Rettungsaktion in irgendein Hotel gebracht worden, hat sich bisher nicht bestätigt.

Das 22 412 Tonnen große und 143 Mater lange Schiff wurde vor 20 Jahren gebaut und 1999 modernisiert. Es gehörte der zyprischen Reederei Louis Cruise Line. Der Kapitän und drei Offiziere des Schiffes wurden nach dem Unglück festgenommen und werden jetzt von der Hafenpolizei verhört. Sie müssen erklären, wie sie das auf allen Seekarten verzeichnete Riff übersehen konnten. Unklar ist auch, warum der Kapitän erst eine halbe Stunde nach dem Zusammenstoß die Küstenwache benachrichtigte und dann, wie Zeugen berichten, eine weitere halbe Stunde verstrich, bis das erste Rettungsboot zu Wasser gelassen wurde.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false