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Dresden: Frauenkirche neu geweiht

60 Jahre nach ihrer Zerstörung ist die Dresdner Frauenkirche wieder geweiht. Seit dem Nachmittag ist die Kirche für Besucher geöffnet.

Dresden - Mit der Weihe der wiederaufgebauten Frauenkirche hat Dresden eine Botschaft für Frieden und Völkerverständigung in alle Welt gesandt. Sechzig Jahre nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde das aus den Trümmern errichtete Gotteshaus am Sonntag feierlich in den Dienst der evangelischen Kirche gestellt. Vor der Kirche verfolgten mehr als 60.000 Menschen die Feier auf großen Leinwänden. Unter großem Andrang öffnete das Gotteshaus nach der offiziellen Weihe für die ersten Besucher, die seit dem frühen Morgen auf diesen Augenblick gewartet hatten. An der Zeremonie nahmen zahlreiche Ehrengäste teil, darunter Bundespräsident Horst Köhler und die Botschafter der vier Siegermächte. Das englische Königshaus war durch den Herzog von Kent vertreten.

Im Inneren des Gotteshauses waren unter den rund 1700 geladenen Gästen auch Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und seine designierte Nachfolgerin Angela Merkel (CDU). Der sächsische Landesbischof Jochen Bohl bezeichnete den Wiederaufbau als «Werk der Versöhnung und Mahnung zum Frieden». Im Kuppelkreuz - einem Geschenk aus England - könne jeder ein großes, anrührendes Werk der Versöhnung sehen. «Auch eine tiefe, lange Zeit blutende Wunde kann geheilt werden. Aus Feindschaft kann eine versöhnte Gemeinschaft erwachsen, die Frieden möglich macht.»

Bundespräsident Köhler würdigte den Wiederaufbau als gesamtdeutsche Leistung. «Was hier in Dresden erreicht wurde, sollte Deutschland insgesamt Mut machen», sagte er in seiner Festrede. Die Kirche sei auch ein «Signal, dass nie wieder Krieg sein darf». Köhler erinnerte an den Schriftsteller Gerhart Hauptmann, der 1945 gesagt hatte: «Wer das Weinen verlernt hat, der lernt es wieder beim Untergang Dresdens.» 60 Jahre später könne man hinzuzufügen: «Wer die Zuversicht verloren hat, der gewinnt sie wieder beim Anblick der wiedererstandenen Frauenkirche.»

Die zwischen 1726 und 1743 erbaute Kirche war nach Bombenangriffen britischer und amerikanischer Flugzeuge im Februar 1945 eingestürzt. Mit der Wende in der DDR kehrte die Hoffnung der Dresdner auf einen Wiederaufbau zurück. Nachdem ein Jahr lang die Trümmer aus der Ruine geräumt wurden, begann 1994 der Wiederaufbau. Rund 600.000 Spender aus aller Welt gaben reichlich 100 Millionen Euro für das Vorhaben. Insgesamt kostete es 179,7 Millionen Euro. Die originalgetreu wiedererrichtete Frauenkirche gilt damit auch als große Gemeinschaftsleistung der einstigen Kriegsgegner.

Im Anschluss an Weihe und Festakt äußerten sich Ehrengäste sichtlich bewegt. «Ich bin überwältigt von der Schönheit des Bauwerkes», sagte der Herzog von Kent. Nach Ansicht von US- Botschafter William R. Timken gibt die Frauenkirche ein «Beispiel für das, was die Menschheit bewirken kann, wenn sie es richtig anpackt». Schröder nannte das Gotteshaus ein «Mahnmal gegen Krieg». Es sei zugleich eine Verpflichtung, für den Frieden zu kämpfen. Merkel sprach von einem Signal für die deutsch-britische Freundschaft. Für Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) ist die wiederaufgebaute Dresdner Frauenkirche auch ein Versprechen von Freundschaft und Versöhnung.

Kurz nach 14 Uhr durften die ersten Gäste zu Besichtigungen ins Innere des Gotteshauses. Als erster durchquerte ein Rollstuhlfahrer die Tür. Auf dem Platz vor der Kirche bildete sich eine riesige Warteschlange mit mehreren tausend Menschen. Pro Stunde dürfen 1200 Gäste zu «gestalteten Besichtigungen» hineingehen. Neben Orgelmusik sind dabei auch Psalmtexte zu hören. Um 18 Uhr ist ein ökumenischer Gottesdienst geplant, zwei Stunden vor Mitternacht gibt es ein erstes Orgelkonzert. Danach bleibt die Kirche bis 5 Uhr morgens offen. (tso/dpa)

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