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Panorama: Droht der Antarktis eine Ölpest?

Japanisches Walfangschiff in Brand geraten

Mit Schlagseite treibt das Mutterschiff der japanischen Walfangflotte „Nisshin Maru“ knapp zweihundert Kilometer vor dem Eispanzer der Antarktis in der Ross-See. Im Fabrikbereich war offensichtlich ein Feuer ausgebrochen, dort verarbeiten die Männer normalerweise das Fleisch, Fett und Öl der getöteten Wale. Jetzt ist aber nicht die Zeit, über den Hergang des Unglücks zu reden, erst einmal muss das Leben der 161 Besatzungsmitglieder gerettet werden, von denen die meisten zunächst in Beiboote geflüchtet sind. Sogar das Schiff „Esperanza“ der Umweltschützer von Greenpeace eilt den Japanern zu Hilfe, die sonst wegen ihres weltweit weitgehend geächteten Walfangs heftig kritisiert werden.

Einfach ist die Rettungsaktion nicht. Neuseeland liegt der Unglücksstelle am nächsten. Von dort bräuchten Schlepper aber mehr als sechs Tage, um den schwer mit Walfleisch und Walfett beladenen Havaristen an den Haken zu nehmen, teilen die Behörden mit. Die Antarktis liegt nun einmal weit weg von Städten und Häfen.

Das ist nicht nur für Walfänger ein Problem, sondern kann schnell auch für Kreuzfahrtschiffe fatal enden, die inzwischen recht häufig den vereisten Kontinent mit Touristen an Bord ansteuern. Erst am 31. Januar 2007 lief bei Deception Island vor der Antarktischen Halbinsel das norwegische Schiff „Nordkap“ auf Grund. Die Passagiere konnten gerettet werden, aber es liefen 750 Liter Leichtöl aus. Eine solche Ölkatastrophe befürchten Umweltschützer jetzt auch für die „Nisshin Maru“, die rund tausend Tonnen Öl und Chemikalien an Bord hat. Die Chemikalien werden für das Verarbeiten der Wale gebraucht.

Beim Unglück der „Nordkap“ ist wenig passiert, offensichtlich hat sich der leichte Schiffsdiesel rasch verteilt, berichtet der Polarökologe Hans-Ulrich Peter von der Universität in Jena, der zum Zeitpunkt des Unglücks in der russischen Station Bellinghausen auf King George Island in der Nähe forschte. Was genau mit dem ausgelaufenen Öl passiert, hängt aber sehr stark von der Art des Öls und natürlich vom Wetter am Unglücksort ab. Als 1989 zum Beispiel das argentinische Versorgungsschiff „Bahia Paraiso“ in der Antarktis mit Touristen an Bord verunglückte, liefen ebenfalls tausend Tonnen Öl aus. Immer wieder kamen damals wohl Adelie-Pinguine und Skuas mit dem Ölteppich in Kontakt. US- Wissenschaftler zeigten später, dass nach der Havarie in der Umgebung erheblich weniger Vögel dieser beiden Arten lebten. Auch an den Küsten der Ross-See, in der jetzt die „Nisshin Maru“ havariert treibt, brüten viele Adelie-Pinguine, sagt Peter. Weil die Küken inzwischen groß sind, dürften die Pinguine ihre Kolonien zwar verlassen haben und im Meer nach Beute suchen. Genau dort aber könnte es gefährlich werden, wenn das Öl und die Chemikalien auslaufen, die sich auf der „Nisshin Maru“ befinden.

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