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Panorama: Düsseldorf macht Ernst

Ein Rosenmontagszug voller Provokationen – die Muslime protestieren

Düsseldorf/Köln - Der Düsseldorfer Rosenmontagszug hat es mit gezielten Provokationen geschafft, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. So zeigte ein Wagen zwei bis an die Zähne bewaffnete Mullahs. Beide sahen genau gleich aus, nur vor dem einem stand „Klischee“, vor dem anderen „Wirklichkeit“.

Aiman A. Mazyek, Generalsekretär des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), kritisierte diese Darstellung: „Mit Humor hat das nichts zu tun“, sagte er in Köln. „Ich lese die Message so: Wir lieben unsere Vorurteile, wir verteidigen unsere Vorurteile – notfalls mit platten Lügen. Als geborener Rheinländer sehe ich das gelassen. Ich bin mir sicher, dass die Mehrheit der Jecken nicht dafür ist, dass ein islamverachtender Zynismus salonfähig gemacht wird.“

Auf einem anderen Düsseldorfer Wagen fuhr Adolf Hitler mit heruntergelassener Hose mit und schied die NPD als stinkende Nachgeburt aus. Zugleiter Hermann Schmitz ließ die provokante Figur aus Angst vor Störungen durch Neonazis erst 20 Minuten vor dem Start des Zuges enthüllen.

Auch die Außenpolitik kam nicht zu kurz: Auf einem Wagen roch US-Präsident George W. Bush beim iranischen Präsidenten Ahmadinedschad an der „Achsel des Bösen“.

Weit über drei Millionen Narren haben sich am Rosenmontag von den Karnevalszügen in Köln, Düsseldorf, Mainz und vielen anderen Städten begeistern lassen. Auch Kälte und grauer Himmel konnten ihnen die Laune nicht verderben. „Das ist großer europäischer Karneval, für alle Menschen aus allen Ländern“, sagte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso in Köln.

Die Kölner Wagen fielen eher zahm aus, obwohl Zugleiter Christoph Kuckelkorn vorher mehr politischen Biss versprochen hatte. Als Bademeisterin im schwarz-rot-goldenen Badeanzug musste Angela Merkel Mehrwertsteuerhai, Abgabekrokodil und Reformkrake bändigen. Zugleich feuerte sie den deutschen Michel an, sich in die Fluten zu stürzen. Anschließend kassierte Franz Müntefering für das zweifelhafte Badevergnügen noch ab.

Da war aber selbst im Osten der Karneval bissiger. Sachsen-Anhalts Narren marschierten in Köthen mit Plakaten von Ulbricht, Honecker und Krenz durch die Straßen, als wäre es eine staatliche Parade der Thälmannjugend. Immer wieder ertönte der Schlachtruf „Ku-Ka-Kö“. Das heißt übersetzt: „Kuh-Kaff Köthen“. Köthen ist kein Dorf in Gallien.

In Halle zogen 100 Wagen zum Markt. Unter dem Motto: „Mir sinn in Latschen da … !“ tanzten 444 Teilnehmer eine Polonaise. „Wir tanzten in Latschen, damit das wertvolle Marktpflaster geschont wird“, sagte der Sprecher des Karnevalvereins Halle-Saalkreis, Jörg Schönke. Der große Platz vor dem Rathaus war komplett neu mit Pflastersteinen aus dem Ausland gepflastert worden. dpa

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