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Duisburg: Angaben zu Loveparade-Opfern waren falsch

Die Todesopfer bei der Loveparade sind nicht an Stürzen von einer Treppe, sondern an Brustquetschungen gestorben. Der Trauerfeier am Samstag wird Duisburgs Oberbürgermeister Sauerland fernbleiben. Gegen ihn soll es Morddrohungen geben.

Duisburg/Düsseldorf/Berlin - 20 Todesopfer des Unglücks während der Duisburger Loveparade sind ausnahmslos an Brustquetschungen gestorben. Das ergab die Obduktion der Getöteten, wie Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) am Dienstag in Düsseldorf mitteilte. Die Leichen der Opfer wurden zur Bestattung freigegeben.

Entgegen ersten Annahmen sei an einem Zugangstunnel zum Loveparade-Gelände keines der Opfer durch einen Sturz von einem Treppenaufgang ums Leben gekommen. Die Ministerpräsidentin ging damit auf Distanz zu den örtlichen Verantwortlichen: „Wenn sie die Videosequenzen gesehen haben – ich zumindestens habe dort niemanden stürzen sehen.“

In der Nacht zu Mittwoch starb eine weitere Frau an den Folgen ihrer Verletzungen, die sie bei der Massenpanik erlitten hatte. Die Obduktion ihrer Leiche steht noch aus.

Offensichtlich sei keiner von der hohen Mauer gefallen, sagte Kraft weiter. „Das war ja die erste Aussage, die am Samstag kam.“ Die SPD-Politikerin erklärte, die Menschen seien am Zugang zum Festgelände zu Tode gekommen. Hier hätten der Veranstalter und die Stadtverwaltung die Verantwortung gehabt. Kraft kündigte an, sie wolle sich bundesweit für einen besseren Umgang mit Großveranstaltungen einsetzen.

Auch die Umstände der Genehmigung der Duisburger Loveparade werfen weiter Fragen auf. Offenbar wurde das Gesamtkonzept erst kurz vor Beginn der Veranstaltung nach längerem Streit um das Sicherheitskonzept genehmigt. Ein Mitglied der SPD-Ratsfraktion bestätigte, diese Genehmigung habe erst am Samstagmorgen, dem Tag der Veranstaltung, bei der 20 Menschen ums Leben gekommen sind, vorgelegen. Unklar bleibt, wer die Genehmigung erteilt hat. Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) war bis Samstag früh in Österreich im Urlaub, hieß es in Ratskreisen.

Die Genehmigung der Bauaufsicht, die dem Tagesspiegel vorliegt, ist mit dem 21. Juli datiert. Das abschließende Brandschutzkonzept, in dem auch die Fluchtwege festgelegt werden, lag da aber noch nicht vor. Unterzeichnet ist das Dokument von einem Sachbearbeiter. Nach Tagesspiegel-Informationen sollen höherrangige Personen der Stadtverwaltung die Unterschrift verweigert haben. „Das ging wie eine heiße Kartoffel durch die Amtsstube“, sagt ein mit der Sache befasster Beteiligter. Staatsanwaltschaft und Innenministerium wollen an diesem Mittwoch Ermittlungsergebnisse bekannt geben.

Am Samstag wird in Duisburg eine Trauerfeier abgehalten, an der auch Kanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Christian Wulff teilnehmen wollen. Bürgermeister Sauerland will der Feier fernbleiben. Er wolle die Angehörigen der Opfer nicht durch seine Anwesenheit provozieren, teilte ein Sprecher mit. Nach einem Bericht der „Rheinischen Post“ hat es auch Morddrohungen gegen ihn gegeben.

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