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Polizisten vor der Toreinfahrt zu dem Haus Frank Hanebuths.

© dpa

Update

Durchsuchungen bei Rockergruppe: Polizei stürmt Haus von Hannovers Hells-Angels-Chef

Im Rahmen einer großen Durchsuchungsaktion in Norddeutschland haben Polizeikräfte auch das Haus des Rockerchefs Frank Hanebuth bei Hannover gestürmt. Hintergrund sind Ermittlungen wegen Korruption und Menschenhandels bei den Hells Angels.

Nach der Razzia im Privathaus von Hannovers Hells-Angels-Präsidenten Frank Hanebuth hat sich der Rocker-Chef über seinen Anwalt geäußert. „Er weist die Vorwürfe als völlig abwegig zurück“, sagte Götz von Fromberg am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa. Die Staatsanwaltschaft Kiel hatte am Morgen vor allem Bordelle, Gaststätten und Wohnungen in Norddeutschland durchsucht. Es wird wegen Körperverletzung, Menschenhandel, Waffenhandel und Korruption ermittelt.

Die Aktion richtet sich besonders gegen Mitglieder des seit Januar verbotenen Kieler Chapters der Hells Angels. Hanebuth wird vorgeworfen, von den Delikten gewusst oder sie sogar angestiftet zu haben. Sein Mandant habe damit nichts zu tun, er kenne die Leute gar nicht, betonte von Fromberg.

Polizisten vor einem durchsuchten "Eros-Center" in der Kieler Innenstadt.
Polizisten vor einem durchsuchten "Eros-Center" in der Kieler Innenstadt.

© dapd

„Der erste Zugriff war sehr massiv und unverhältnismäßig“, kritisierte der Anwalt. Die Spezialkräfte der Polizei hätten Türen eingetreten und vor den Augen von Hanebuths Sohn einen Welpen erschossen. Die Gespräche mit dem Staatsanwalt danach hätten in ruhiger, sachlicher Atmosphäre stattgefunden.

Hannovers Hells-Angels-Chef gilt in Ermittlerkreisen als einer der einflussreichsten Mitglieder der Rockerbande bundesweit. Im November hatte Hanebuth angekündigt, sich aus Hannovers Rotlichtviertel am Steintor zurückzuziehen.

Die deutsche Rockerszene in Bildern:

Bei weiteren Razzien haben Beamte von Polizei und Staatsanwaltschaft mehrere Gebäude in Kiel, Hamburg und Hannover durchsucht. Von den groß angelegten Durchsuchungen waren am Donnerstag vor allem Etablissements im Kieler Rotlichtmilieu betroffen. Die Ermittler erhoffen sich Beweismitteln gegen Mitglieder des Rockerclubs. Eine Polizeisprecherin sagte, es werde wegen Körperverletzung, Erpressung, Menschen- und Waffenhandels sowie Korruption ermittelt.

In den frühen Morgenstunden begann ein Großaufgebot von Polizisten und Staatsanwälten mit mehrstündigen Durchsuchungen von Bordellen und weiteren Objekten in Kiel und Umgebung. Auch in Hamburg wurde in einem Objekt ermittelt. Wie viele Rocker des seit Januar verbotenen Vereins Hells Angels MC Charter Kiel im Fokus der Polizei und Staatsanwaltschaft stehen, sagte die Sprecherin nicht. Auch ob Beweismittel sichergestellt oder Personen festgenommen wurden, blieb zunächst unklar. Die Behörden wollten sich am Nachmittag auf einer Pressekonferenz äußern.

Die Aktion ist Teil der Null-Toleranz-Strategie von Polizei und Ordnungsbehörden gegen das kriminelle Rockermilieu. Dazu zählte auch das Verbot des Kieler Chapters der Hells Angels zu Beginn dieses Jahres sowie der Bandidos Neumünster und der Hells Angels Flensburg und im April 2010.

Letztere setzen sich juristisch gegen das Verbot zur Wehr. Ab dem 19. Juni verhandelt das Oberverwaltungsgericht in Schleswig die Klage der Flensburger Rocker gegen die Entscheidung des Innenministeriums. Die Behörde hatte das Verbot damals unter anderem mit Straftaten von Vereinsmitgliedern begründet. Die Hells Angels mit ihrem Emblem des geflügelten Totenkopfes gelten als mitgliederstärkster Rockerclub weltweit.

Mitglieder der Hells Angels und konkurrierender Rockergruppierungen wie den Bandidos gehören nach Angaben deutscher Ermittlungsbehörden zur organisierten Kriminalität, etwa im Bereich des Drogen- und Menschenhandels. Die Bundesländer verboten mehrfach regionale Ableger, weil sie nur zum Zweck der Begehung von Straftaten bestanden. In Schleswig-Holstein wurden bisher drei Clubs aufgelöst. (AFP/dapd)

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