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Ganzkörperschutz. Ein Mitarbeiter der Gesundheitsbehörden von Liberia beim Einsatz zur Bergung von toten Ebolaopfern.

© dpa

Ebola: Der Druck auf die internationale Gemeinschaft wächst

Die WHO ruft wegen Ebola den internationalen Gesundheitsnotstand aus – Kritiker sagen: zu spät. Dennoch ist der Weckruf notwendig. Reisende sollen vor der Ausreise aus den betroffenen Ländern auf Fieber untersucht werden.

Margaret Chan, Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wurde ungewöhnlich deutlich, als sie am Freitagmorgen in Genf vor die internationale Presse trat. Die Ebolaepidemie in Westafrika sei der „größte, schwerste und komplizierteste Ausbruch in der fast vierzigjährigen Geschichte der Krankheit“, sagte sie. Es handle sich nun um einen „internationalen Gesundheitsnotstand“, sagte Chan.

Das tödliche Virus breitet sich seit Monaten in den Staaten Guinea, Liberia und Sierra Leone aus. Mehr als 1700 Menschen sind bereits erkrankt. Über 900 von ihnen sind gestorben. Seit ein US-Bürger, der mit Ebola infiziert war, in die nigerianische Hauptstadt Lagos gereist und dort verstorben ist, gibt es auch dort erste Fälle. Experten befürchten nun, dass Ebola sich in der größten Metropole auf dem Kontinent ausbreiten könnte. Die betroffenen Länder hätten schlicht und einfach nicht die Kapazitäten, um einen solchen Ausbruch allein unter Kontrolle zu bringen, sagte Chan. „Die Epidemie breitet sich schneller aus, als wir sie kontrollieren können“, warnte sie.

Mit der Erklärung folgte Chan der Empfehlung eines Notfallkomitees, das Mittwoch und Donnerstag stundenlang getagt hatte. Sie erhöht damit den Druck auf die internationale Gemeinschaft, die Krankheit anzugehen. „Das ist ein Weckruf, der hoffentlich die reicheren Länder überzeugt, mehr Geld und mehr Personen zur Verfügung zu stellen“, sagt Preben Aavitsland, ein norwegischer Epidemiologe.

Die WHO hat außerdem eine Reihe von Empfehlungen für die betroffenen Länder ausgesprochen: Sie sollten den nationalen Notstand ausrufen. Reisende, die eines der Länder verlassen wollen, sollten befragt und auf Fieber untersucht werden. Reisende mit Ebolasymptomen sollten zurückgehalten werden. Menschen, die Kontakt mit Ebolapatienten hatten, sollten täglich untersucht werden und das Land 21 Tage nicht verlassen.

Der Flughafen Frankfurt ist gut vorbereitet

„Das sind richtige und wichtige Empfehlungen“, sagt Aavitsland. Die Länder bräuchten aber nicht nur Ratschläge, sondern vor allem zusätzliches Geld und Personal, um sie umsetzen zu können. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen leistet einen Großteil der Arbeit am Ort und warnt seit Wochen, dass der Ausbruch außer Kontrolle geraten ist. Deshalb hätte die WHO schon viel früher den Notstand erklären müssen, sagt Aavitsland. „Das hätte vor Monaten passieren müssen, als Ebola sich von Guinea auf andere Länder ausgebreitet hat.“

Die WHO hat die betroffenen Staaten auch aufgefordert, Ärzte und Schwestern in den betroffen Ländern zu schützen und angemessen zu bezahlen. Einige bleiben ihrer Arbeit fern, weil sie für diese nicht bezahlt werden. Aus Angst und Aberglaube werden einige der Helfer auch angegriffen. Die Regierungen von Sierra Leone und Liberia setzen inzwischen Soldaten ein, um Krankenhäuser zu schützen und betroffene Regionen abzuriegeln.

Keiji Fukuda, Infektionsexperte der WHO, betonte, dass Ebola keine mysteriöse Krankheit sei. „Wir wissen, was wir tun müssen.“ Im Gegensatz zu Krankheiten wie Influenza oder Sars ist das Ebolavirus nicht über die Luft übertragbar. Um sich mit dem Erreger anzustecken, müssen Menschen also mit Körperflüssigkeiten eines kranken Menschen in Kontakt kommen.

In einem Land wie Deutschland sollte sich die Krankheit leicht unter Kontrolle bringen lassen. In Frankfurt am Main landen jeden Tag zwei Direktflüge aus Nigeria. Jeder der Passagiere erhalte Informationsmaterial mit einer Nummer, die er anrufen solle, falls er Symptome bemerkt, sagt Rene Gottschalk, Leiter des Frankfurter Amtes für Gesundheit. Es sei unwahrscheinlich, dass ein Ebolapatient in Deutschland auftauche, sagt Susanne Glasmacher vom Robert-Koch-Institut. „Aber wenn doch, ist Deutschland darauf gut vorbereitet.“

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