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Bischof Mixa.

© ddp

Ehemaliger Augsburger Bischof: Mixa wohnt wieder im Bischofspalais

Rücktritt hin oder her: Der ehemalige Augsburger Bischof Walter Mixa wohnt wieder im Bischofspalais. Der Diözesanrat ist entsetzt.

Eines muss man Walter Mixa lassen. Gute Nerven hat der ehemalige Augsburger Bischof. Fünf Wochen nach der Annahme seines Rücktrittsgesuchs durch den Vatikan ist 69-Jährige wieder in seine Wohnung im Augsburger Bischofspalais zurückgekehrt - so als wäre nichts geschehen. Und natürlich sorgt dies für neuen Wirbel um den streitbaren Kirchenmann. Entsetzt reagierte der Augsburger Diözesanrats-Vorsitzende Helmut Mangold: „Das ist extrem kontraproduktiv.“ Bistumssprecherin Kathi Marie Ulrich bemüht sich, den Vorgang herunterzuspielen. Es handele sich nur um eine Übergangslösung, betonte sie am Montag.

Mit Kopfschütteln reagierte man auch bei der Reformbewegung „Wir sind Kirche“ auf Mixas Rückkehr in das Bischofspalais. Damit lasse Mixa erneut jedes Fingerspitzengefühl vermissen, sagt „Wir sind Kirche“-Sprecher Christian Weisner. Mixas Rückkehr erschwere die dringend nötige Beruhigung der Lage im Bistum Augsburg. Auch Mangold sagt: „Mit der Beruhigung im Bistum ist es jetzt wieder vorbei. Das ist ganz schlimm.“ In Anrufen hätten ihm etliche empörte Katholiken gesagt: „Das geht doch nicht.“

Am Samstagabend hatte Mixa wieder seine Wohnung im Bischofspalais gegenüber dem Augsburger Dom bezogen. Kirchensprecherin Ulrich bestätigte einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung „Augsburger Allgemeine“. „Wo er seinen zukünftigen Wohnsitz nehmen wird, wird zeitnah geklärt“, sagt Ulrich. Und hinter diesen diplomatischen Worten schimmert durch, dass man im Ordinariat nicht glücklich ist über Mixas Comeback.

Markige Worte fand Mixas Augsburger Rechtsanwalt: „Er wohnt nach wie vor hier, zelten kann er nicht.“ Wie lange Mixa im Bischofspalais bleiben werde, sei dessen eigene Entscheidung, sagte der Anwalt der „Augsburger Allgemeinen“. Mangold nennt dies lächerlich. Auch ein Bischof müsse doch in der Lage sein, eine Wohnung zu finden. Außerdem habe Mixa seines Wissens einen weiteren Wohnsitz im oberbayerischen Weßling. Im Übrigen habe auch das Bistum genügend Wohnungen, da hätte sich sicher etwas Passendes finden lassen, betonte Mangold.

Will Mixa den Rücktritt vom Rücktritt?

Mixa hatte am 21. April nach Prügel- und Untreuevorwürfen bei Papst Benedikt XVI. um seine Amtsentpflichtung gebeten, die offiziell am 8. Mai angenommen wurde. Vorermittlungen zu Missbrauchsvorwürfen hat die Staatsanwaltschaft eingestellt, die Prügelvorwürfe aus seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen bestehen aber weiter. Diese Vorgänge sind strafrechtlich aber verjährt.

Die Rückkehr Mixas in das Bischofspalais dürfte auch die Spekulationen wieder aufleben lassen, wonach Mixa sich im Vatikan angeblich um einen Rücktritt vom Rücktritt bemühe. Kirchenrechtlich wäre aber sowieso nur eine Neuernennung möglich - und die sei „schlechthin nicht vorstellbar“, wie ein Insider und Theologe in Rom zur causa Mixa sagt. „Wir haben ein vom Papst akzeptiertes Rücktrittsgesuch. Daran sollte man nicht mehr drehen“, sagte Mangold. Schließlich habe Papst Benedikt XVI. eine wohlüberlegte Entscheidung getroffen. Das Augsburger Ordinariat macht an diesem Donnerstag einen Betriebsausflug - da werden Mixas Wohnwünsche jedenfalls reichlich für Gesprächsstoff sorgen.

Das Bistum wies unterdessen Berichte zurück, Mixa sei das Opfer einer kircheninternen Intrige geworden und äußerte sich erstmals zu den näheren Umständen des Rücktritts. Weihbischof Anton Losinger berichtete in der „Augsburger Allgemeinen“ über den Ablauf des Rücktritts: Die Mitglieder der Bistumsleitung hätten Mixa am 21. April mit dem massiven Vertrauensverlust in der Diözese konfrontiert, mit dem enormen Anstieg der Kirchenaustritte und damit, dass selbst standfeste Stadtpfarrer in ihren Sonntagspredigten Mixa Lügen vorgeworfen hatten. Der Bischof habe daraufhin gesagt: „Wenn das so ist, müsste ich ja zurücktreten“, zitierte Losinger den Bischof. „Und niemand hat ihm davon abgeraten.“ (dpa)

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